Inhalt der Printausgabe

April 2003


Funny Bones


Lieber Titanic-Leser,

Wer das Ohr stets am Puls der Zeit hat, wer in den Tageszeitungen auch mal zwischen den Bildern zu lesen versteht, wer im "Doctor Flotte" immer schön aufpaßt, was so geredet wird - zumal von dem Mann im Fernsehen in der Pause eines langweiligen Zweitligaspiels -, der kennt sich aus in der Welt und in der Politik.

Martin Sonneborn, Chefredakteur
Martin Sonneborn,
Chefredakteur
Insofern ist es wenig überraschend, daß wir hier in der Redaktion selbst feinste transatlantische Verstimmungen wahrnehmen; fast zwangsläufig und schon lange bevor dann wirklich die ersten Bomben und Granaten herumfliegen.
Natürlich ist eine derartige Gabe auch eine große Verpflichtung. Und deshalb haben wir beschlossen, einzugreifen, als vor wenigen Tagen ein handfester Streit zwischen den Atommächten USA und Frankreich drohte.

Begonnen hat es seinerzeit mit der an sich harmlosen Diskussion, wie der Irak am lukrativsten zu befreien sei. Aber nach allerlei kleineren Gehässigkeiten auf Kosten der Franzosen eskalierte die Auseinandersetzung, und nun empfiehlt die US-Kongreßabgeordnete Ginny Brown-Waite bereits, die amerikanischen Truppen nicht nur aus Deutschland abzuziehen, sondern auch aus Frankreich.
Daß die GIs in Frankreich seit über 50 Jahren tot sind, stört die Dame dabei wenig; in einem Gesetzentwurf forderte sie die finanzielle Unterstützung der US-Regierung, um die sterblichen Überreste in die USA zurückzuholen.

Funny Bones
Ab auf den großen Hühnerfriedhof nach Arlington:
Soldat James Ryan (Name geändert)

Im Grunde genommen sähen auch wir sämtliche amerikanischen Knochen lieber in ihrer Heimat. Und um wenigstens in diesem Fall einen völkerrechtlich verbotenen Angriffskrieg abzuwenden, haben wir beschlossen, zu handeln. Schließlich sind sechs halbe Hähnchen nicht teuer, aber lecker, und ihre abgenagten Knochen sehen auch nicht viel anders aus als die Gebeine toter Soldaten…

Weil aber die Zeit drängt und wir nicht wochenlang Hähnchen mögen, bitten wir Sie heute um Unterstützung: Graben Sie in Ihrem Garten nach den sterblichen Überresten amerikanischer GIs. Wenn Sie keine finden, greifen Sie auf den TITANIC-Hühnertrick zurück. Packen Sie aber auf jeden Fall irgendwelche Knochen in ein Päckchen und schicken Sie sie an:

Mrs. Ginny Brown-Waite
20 North Main Street
Brooksville, FL 34601
USA
Stichwort: "The boys are coming home"

Unter www.titanic-magazin.de finden Sie Bilder einiger beispielhafter Knochenkombinationen, die sich bereits auf den Weg nach Florida befinden.

Herzlichst, Ihr Martin Sonneborn





Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt