Inhalt der Printausgabe

September 2002


Wahl 2002
Was wollen eigentlich die Parteien?
(Seite 4 von 6)

FDP Das von Mike Krüger und Kalle "Kalle" Pohl ausgearbeitete Wahlprogramm der Freien Demokraten steht ganz im Zeichen von Urlaub, Sonne, Spaß und guter Laune. Wichtigstes Vorhaben im Wahlkampf natürlich: die selbstgesetzte Hürde von 0,18 Prozent bzw. "lächerlichen 12 Zentimetern" (Kai Diekmann, Bild) zu nehmen. Zweitwichtigstes Vorhaben: mit der CDU zu koalieren, damit Stoiber Kanzler wird und Schröder es nicht wieder wird. Oder mit der SPD zu koalieren, damit Schröder Kanzler bleibt und Stoiber es nicht wird. Oder schön blöd aus der Wäsche zu gucken, wenn SPD und CDU überraschend koalieren, damit Schröder es nicht bleibt und Stoiber es nicht wird. Je nachdem, wie der Hammer geläutet hat. Da sind die Freien Demokraten ganz flexibel. Inhaltlich setzen Guido Westerwelle und die paar anderen verstärkt auf die Liberalisierung von Sachen, die bislang enger gesehen wurden (Steuern, Zeitarbeit, Kündigungsschutz, Umgang mit der "deutschen Geschichte", schleichende Verslumung und Ghettoisierung der Großstädte, Rauchen auf dem Schulklo) sowie auf Urlaub, Sonne, Spaß und gute Laune. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sollen gekürzt werden, weil Arbeit keinen Spaß macht, die Vermittlung von Arbeitslosen wird privatisiert, allen voran die Vermittlung von arbeitslosen Angestellten der ehemaligen Arbeitsämter. Mittelstand und Existenzgründer sollen gefördert werden, zum Beispiel durch kostenloses Verteilen von T-Shirts mit Slogans wie "Ich bin Existenzgründer, bitte helfen Sie mir über die Straße" und "Mittelstand kann allerhand". Dinge, die den Menschen Freude bereiten, sollen subventioniert werden, damit mit Hilfe der aus der Freude gewonnenen, ähem, Kraft die Konjunktur angekurbelt wird. So soll z.B. jeder Bundesbürger künftig die Gelegenheit bekommen, einmal jährlich ganz groß im Fernsehen aufzutreten, und zwar in der von Guido Westerwelle moderierten UNESCO-Gala "Quatsch mit Soße", live aus dem Deutschen Bundestag. Zusätzlich sollen noch allerhand tolle Sachen im Internet gemacht werden. Ein besonderes Anliegen ist dem Chef der Liberalen außerdem die Legalisierung und gleichberechtigte Anerkennung versteckter Homosexualität. Diese werde im Unterschied zu - etwa durch schlechte Haut oder komische Kleidung - offen zur Schau gestellter Homosexualität leider immer noch stigmatisiert.
Westerwelle verspricht außerdem, wenn Schröder oder Stoiber oder wenigstens irgend jemand Kanzler wird, sich das Gesicht machen zu lassen und sich nicht mehr so komisch anzuziehen.

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt