Inhalt der Printausgabe
September 2002
Briefe an die Leser (Seite 9 von 13) |
Im übrigen, Marion Gräfin Dönhoff! In einer posthum herausgegebenen Gesprächesammlung, aus der die Zeit jüngst Auszüge druckte, zeigten Sie nicht nur die epochal klugen Mahnungen ("Nicht diese Übertreibung!") und luziden Einschätzungen ("Ich spüre an vielen Briefen, daß Gemeinsinn wieder Konjunktur hat"), für die Sie schon zu Lebzeiten so berühmt waren, sondern stellten auch ein revolutionäres Projekt vor, das Sie in Ihren letzten Jahren mächtig umtrieb: "Ich habe mich eine Weile mit dem Gedanken beschäftigt, Filmregisseure - und ich war deswegen auch bei Volker Schlöndorff - zu begeistern, daß sie Filme machen, in denen junge Leute zeigen, daß sie zeigen dürfen, was sie können. Wenn es gelänge, einen wirklich aufregenden Film zu machen, der nicht bloß das Gute predigt, sondern abenteuerlich daherkommt, aber so, daß am Ende dann das Gute dabei herausschaut - wahrscheinlich könnte man mit einem solchen Film sehr viel bewirken." In der Tat, Gräfin! Was solch ein Film - womöglich auch gerade unter der Regie von Volker Schlöndorff - nicht alles bewirken könnte! Verzagte machte er wohl mutig, Faule fleißig, Egoisten barmherzig, Blinde gehend und Lahme sehend! Man müßte die Leute halt nur zwingen, ihn sich anzusehen. Mit Waffengewalt vermutlich, und Hand aufs Herz: Wäre das noch liberal im Sinne Ihres Vermächtnisses? Abenteuerlich das Gute predigend: Titanic
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