Inhalt der Printausgabe
September 2002
Vom Fachmann für Kenner (Seite 9 von 16) |
Das letzte Ende des Tages Ein Mann, dessen Name mir entfallen ist, ging an einem milden Märzmorgen - nein, an einem eiskalten Oktoberabend, das ist besser, durch die Straßen von Kahl, wo er eine Frau traf, die einen Hut trug. Wichtig ist das nicht. Wichtig ist vielmehr, daß zur selben Zeit ein Gebrauchtmusikalienhändler namens Paff in Ulm ein Zugticket nach Buenos Aires löste, wo er, wie man mir berichtet hat, unter Umständen, Genaueres weiß man eben nicht, eine Zigarre rauchen wollte. Schnellzüge fuhren fleißig hin und her, und ein Schwall schwerer Dezemberluft schwoll schwärig über den Bahnsteig, auf dem Professor Collunder aus gewissen Gründen, die darzulegen hier weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt ist, auf und ab ging. Es ist mir, sagte der Mann neben ihm, völlig egal, wohin diese Züge fahren, es interessiert mich nicht. Ich glaube, dieser Mann war homo, aber bewiesen ist das noch lange nicht, das ist auch die Ansicht der Dame, die mir bei der Niederschrift dieser Zeilen über die Schulter schaut. Schön soll auch der Bahnhof von Biel sein. Ich werde versuchen, darüber nachzudenken; obwohl, es hat doch keinen Zweck, es ist ohnehin alles falsch und ohne Bedeutung, aber jetzt mal unter uns - -: Nichts, aber auch gar nichts gegen Ror Wolf! Aber als Einschlafhilfe in einer drückenden, von Schwulst und schweren Laken gleichermaßen zerbremsten Julinacht und um ein bißchen Ruhe und Klarheit ins Gemüt zu kriegen, taugt er rein gar nichts. Kein Auge hab' ich hernach zugetan, so ein relativistisches Gewühle hatt' ich im Hirn! Am Morgen des folgenden Tages, im Bus nach Strunz, war's aber dann wieder gut. (Diese Geschichte wird auch ganz anders erzählt, aber das sollte uns nicht stören.) Stefan Gärtner
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