Inhalt der Printausgabe
November 2002
Polen 2002 Ein Land, zwei Gesichter (Seite 9 von 10) |
8. Tag Gdańsk. Auf der Długa ein letztes "Polnisches Frühstück": Eisbein, Goldwasser, Eier im Wodkaglas. Vor dem Artushof spielt eine Militärkapelle ein schmissiges Medley ("Final Countdown", "Dancing Queen", Slayer). Fühle mich langsam so polnisch, daß ich beginne, Autofenster einzuschlagen und dabei "Noch ist Polen nicht verloren" zu singen. Überlege, die polnische Staatsbürgerschaft zu klauen, Werftarbeiter zu werden und in meiner Freizeit Sandra-Platten zu hören. Kathrin nicht begeistert, Schiffner zum Glück auf LSD. Am Abend schauen wir noch mal wehmütig auf die Weichsel, kaufen uns Ketten aus Harnstein und versuchen, unsere Wegfahrsperre zu überwinden. Geht natürlich dann doch (unbewachter Parkplatz). Überraschende Einigkeit im Team: Wir kommen wieder! Schließlich will ich auf dem Russenmarkt meine Radkappen zurückkaufen. |
Warschau, die Goldene Stadt am Don! Nach traditionell gutem Tageswitz ("Warschauer Pack"!) tiefschürfende Gedanken über das Verhältnis von Polen und Deutschen: Wir sprengen die Stadt, sie bauen sie wieder auf. So macht jeder das, was er am besten kann, und kommt nicht auf dumme Gedanken wie z.B. den, mal eben in die EU eintreten zu wollen, nur damit sie hier das Arbeitsklima versauen und für eine Stunde Tapezieren 10 Euro verlangen können! Da halte ich es lieber mit Günter Grass: "Ein Autofenster kann man reparieren, aber das wird teuer." In Brüssel wird man von mir hören. Polen in die EU? Dafür spricht, daß sich der Westpole vom Ostdeutschen nur noch durch das bessere Deutsch unterscheidet, dagegen, daß nach einem Beitritt viele elektrische Fensterheber arbeitslos würden. Jedenfalls sei davor gewarnt, mit der Brechstange vorzugehen - auch wenn man in Polen traditionell dazu neigt. Voraussetzungen für ein gedeihliches Miteinander sind auf jeden Fall Verständnis für die Eigenarten des anderen, Vorurteilsfreiheit und natürlich Vollkasko mit Reisegepäckversicherung |
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