Inhalt der Printausgabe
November 2002
Vom Fachmann für Kenner (Seite 7 von 16) |
Theorie und Praxis Irgendwann war er dann dreißig und fing an, Bücher über Rotwein zu lesen. Dem folgten Besuche von Weinhandlungen mit hoher Beratungskompetenz und wechselnden Verköstigungsangeboten sowie der Erwerb zusehends edlerer Gewächse. Und dann, nach vielleicht drei Monaten intensiver Beschäftigung mit der neuen Materie, war es an der Zeit, in einem nicht ganz billigen Restaurant mit eloquent vorgetragenem Fachwissen die mitgeführte Dame zu beeindrucken. Er bestellte einen Wein, probierte ausgiebig, schwadronierte über Zedern- und Beerenaromen, war sich dann aber - nach einigem Gurgeln und Spülen - nicht ganz sicher, ob ein Anflug von Kirsche auch zum Potpourri der Nuancen gehörte. Komplizenhaft zwinkerte er seiner Begleitung zu und rief dann die Kellnerin herbei. "Entschuldigung, wie würden Sie das Bouquet dieses Weines beschreiben?" bat er die Angestellte um fachkundigen Rat. "Kork", antwortete die Kellnerin nach kurzem Riechen am gefüllten Glase und brachte selbstredend sofort eine neue Flasche. Niels Jürgens
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