Inhalt der Printausgabe
Mai 2002
Der Aasgeier des Satans Wie Rupert Murdoch zum Programmverantwortlichen (fast) der ganzen Welt wurde (Seite 5 von 7) |
Allerdings standen ihm bei seiner weiteren Expansion oft nationale Mediengesetze im Weg. Einige konnte er pfiffig umgehen, indem er sie ändern ließ oder gleich aufkaufte. Andere, besonders im überregulierten Kontinentaleuropa, erwiesen sich als überraschend zählebig. Auf Europa aber hatte Murdoch zeitlebens einen Haß gehabt. "Die glauben, die wären was ganz Besonderes", ließ er sich zitieren; dabei waren sie seiner Meinung nach bloß ein Haufen degenerierter Schlappschwänze, die sich durch ihre Traditionen (winzig kleine Zeitungsbuchstaben), ihre Kultur (Faulenzen) und ihre sündteuren Solidarsysteme vom globalen Wettbewerb abkoppeln wollten. Aus Großbritannien versuchte Murdoch deshalb ein Bollwerk gegen die europäische Bürokratie- und Schmarotzerwelt zu machen. Seine Zeitungen, allen voran die Sun, zeigten beinahe täglich Nackedeis in verfänglichen Posen - britische Politiker zumeist, die für die europäische Integration und einen zu langsamen Abbau des Sozialstaats eintraten. Eine Welle von Politikerselbstmorden rollte durch England - das mußte als Warnschuß an Italiener, Deutsche und Franzosen erst einmal reichen. Nachdem er in den USA die "Twentieth Century Fox"-Studios gekauft und damit auch in den Kinos der Welt endlich ein großes, gut lesbares Wörtchen mitzureden hatte, kam Asien an die Reihe. "Die müssen doppelt so lange fernsehen, um mit ihren Schlitzaugen überhaupt etwas mitzukriegen", so Murdochs Kalkül. Mit dem Kauf des Hongkonger "Star TV" 1993 bekam er endlich auch partiellen Zugriff auf den gelben Teil der Menschheit, und natürlich verschaffte es ihm viel persönliche Genugtuung, als nach dem Erwerb des japanischen Senders "Asahi National Broadcasting" die gesamte Politikerkaste des Landes aus Angst vor ihm kollektiv Harakiri beging. |
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