Inhalt der Printausgabe
Mai 2002
Vom Fachmann für Kenner (Seite 12 von 16) |
Aus dem Frühwerk "Auf zwei Dinge kann das deutsche Kabarett nicht verzichten: auf Helmut Kohl - und Mathias Richling." Ein schöner, fast herzzerreißender Satz, mit dem ich da am 27. Juni 1993 eine fulminant elogierende Auftrittskritik in meinem damaligen Lokal- und Heimatblatt beschloß, in welcher ich keine Zeile müde geworden war, den Künstler ob seiner kabarettistischen Großbegabung in den Komikhimmel zu loben, wobei mir offenbar besonders die sehr guten Wortspiele ("Sozialfallpartei Deutschlands") gefielen, ich auch allerhand Bitterbösartigkeiten bzgl. Neofaschismus oder was sehr wohlwollend registrierte und mir zu guter Letzt auch eine, eben: Kohl-Parodie (!) scheint's großen Spaß machte - gar nicht leicht zu erklären, diese Mischung aus schon einigermaßen sicherer und übers Lokalfeuilleton durchaus hinausweisender Sprachbereitschaft einer- und aber so ganz und gar anspruchsloser Ahnungslosigkeit andererseits, mit immerhin bald zwanzig und zwei Dutzend endgültigen Satiremagazinen unterm Bett; und beinahe zum Wehmütigwerden diese nachabiturielle Unschuld, dieser noch ungebremste Wille zur warmen Kulturbürgerlichkeit. Tempi zum Glück passati. Denn "the things which I have seen I now can see no more" (W. Wordsworth, Intimations of Immortality from Recollections of Early Childhood, 1806); und da darf man mir doch mal gratulieren, wenigstens ein bißchen. Stefan Gärtner
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