Inhalt der Printausgabe
Juni 2002
Literaturzapping Ror Wolf zum Siebzigsten (Seite 5 von 7) |
Seit 1983, seit "Raoul Tranchirers vielseitigem großen Ratschläger für alle Fälle der Welt" hat sich Wolf auf eine Form kapriziert, die er zu immer neuen Höhepunkten treibt: die Enzyklopädie. Diese Form der Kürzestprosa bestimmt bereits das Leseverhalten; Enzyklopädien sind schließlich nicht dazu gemacht, linear von vorne nach hinten durchgelesen zu werden, sie machen das "Durchzappen" zum Standard. Das war nicht immer so: Die ersten Enzyklopädien waren, das läßt sich noch immer aus dem griechischen Ursprung der Bezeichnung herauslesen, "kreisförmig" angelegt, als geschlossenes System, das Weltwissen war nicht alphabetisch sortiert, sondern hierarchisch geordnet mit Gott an der Spitze, der unbelebten Materie am Ende und dem Mensch irgendwo dazwischen. Es waren die Aufkärung und die Explosion des Wissens, die diesen Kreis schließlich sprengten und eine andere, vom Menschen gemachte Konstruktion verlangten. Die allerdings noch viel weniger in der Lage waren, Welt und Wirklichkeit handhabbar zu machen. |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 |