Inhalt der Printausgabe
Juni 2002
Literaturzapping Ror Wolf zum Siebzigsten (Seite 2 von 7) |
"Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien. … Andererseits wissen wir so viel über die Massenmedien, daß wir diesen Quellen nicht trauen können", notiert der weithin ungeliebte Niklas Luhmann fast dreißig Jahre später, als wolle er belegen, daß der literarische Ansatz Wolfs noch immer aktuell ist, der seinen Texten seit dem Debütroman "Fortsetzung des Berichts" (1964) zugrunde liegt. Dessen Kernaussage ist: Zweifle an allem Gedächtnis! Was du über die Welt weißt, ist vermittelt, und beileibe nicht nur von Fußballmoderatoren. Das Puzzle aus einzelnen Wahrnehmungssplittern ergibt ein ganz neues Bild, wenn man seine Teile nur ein wenig anders arrangiert. Abgründe können sich auftun, wo man sicheres Gelände vermutet, Personen, die man für Fremde hält, sind möglicherweise das eigene Spiegelbild, der vom Schiedsrichter gegebene Freistoß doch nur ein Einwurf. Was wir über die Welt wissen, haben wir aus den Medien, die uns oft genug von den abortschüsselartigen Weltverhältnissen in diesem Zeitalter der Schwellungen und Verstopfungen berichten müssen, von Schußwunden und Eisenbahnunglücken. |
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