Inhalt der Printausgabe
Juli 2002
Vom Fachmann für Kenner (Seite 7 von 16) |
In Gottes Namen Es ist ja nun bekannt, daß es Leute gibt, die ihre Katze Lady Di nennen, ihr Meerschwein Schimanski, ihren Wellensittich Hamm-Brücher, ihren Hund Handke oder Hegel, ihren Zierfisch Toppmöller, ihren Salamander Saramango und ihren Pottwal Pottsau - ja doch, das ist längst und weithin bekannt und auch gar nicht der Rede wert. Schon weniger bekannt ist die schier grenzenlose Namensphantasie der von den Medien manchmal ein bißchen vergessenen Jockeys (Rennreiter). Man gehe nur mal zum Derby der Traber und überzeuge sich: Gogo-Girl, Royal Discovery, Farbenfroh, Racky Rouge, Tell The Difference, Jet November, Nasty Girl, Angie de Sade, Time for Action, Flamingo Boy, Che Guevara, Otschitschornie, Funkgirl, Howtocookasnake, Strawberry Song, Mystic Flame usw. usf. Eigentlich fast noch ein Geheimnis oder jedenfalls vollkommen rätsel- und schleierhaft dürfte aber sein, warum in den frühen 80ern ein bayerischer Minister jeden Tag ein Schnabeltier mit zur Arbeit brachte, das er bedenkenlos "Stalin" rief - angeblich deshalb, weil es "ausschließlich auf diesen Namen" reagierte. So verscherzte er es sich denn auch mit (fast) allen Kollegen. Man versicherte einander, daß der Amtsbruder nur Aufmerksamkeit heischen und im Mittelpunkt stehen wolle, andere sprachen von einem "Hilfeschrei" und davon, daß der Mann der Liebe bedürfe. Wieder andere - wahrscheinlich Neider - versuchten, die Wunderlichkeit kleinzureden, indem sie darauf verwiesen, daß schon mal vor Jahren ein bis dahin namenloser Universitätsprofessor seinen kleinen Kläffer dann und wann aus Wut und ganz ungeniert mit ›Hitler‹ angebrüllt habe. Claudio Gutteck
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