Inhalt der Printausgabe
Januar 2002
Der Koran Der Mercedes unter den Benimmbüchern (Seite 3 von 11) |
Immens ist die hiervon ausgehende Wandlung Mohammeds. Innerhalb von Minuten reift im ungewaschenen Kretin die Überzeugung, er beherrsche die Geschöpfe ja doch letztlich, wie's ihm paßt. Der Bann ist gebrochen, ein Titel fürs erste Buchprojekt blitzschnell gefunden: "Immer bei der Herde bleiben - Kleines ABC für Weidetiere." Schon zwei Wochen später dann das nächste Wunder: Mohammed bemerkt, daß er weder lesen noch schreiben kann, und einen Verlag kennt er auch nicht. Zerknirscht denkt der Autor ans Aufgeben, erweist sich aber wiederum als Hans im Glück: Hinzueilende Ghostwriter schlagen dem Ausnahmeschäfer vor, die Wahrheiten an seiner Statt zu verschriftlichen; unter fünfzehn Prozent des Ladenpreises mache man es freilich nicht. Mohammed willigt ein, es kann losgehen. Noch am selben Abend, man zählt den 13.5.617, startet der spätere Benimmogul seine legendäre Vortragsreise durch die Oasen und Szenekneipen Arabiens und verkündet, von seinen Lohnschreibern wortgetreu stenographiert, quasi aus dem Stegreif einen umfassenden Herdentierekodex, der selbst waghalsigste Mutationen ausdrücklich inkludiert: Siehe, es sei eine gelbe Kuh von hochgelber Farbe, eine Lust den Beschauern. Die Kuh sei gesund, und es sei kein Makel an ihr. Von gleichtiefer Wesensschau auch seine Festlegung rechtschaffenen Bienenverhaltens: Sie sucht in den Bergen Wohnungen und in den Bäumen und in dem, was die Menschen erbauen. Aus ihren Leibern kommt ein Trank verschieden an Farbe, in dem eine Arznei ist für Menschen. Solche Sprüche sind es, die Mohammed schnell eine wachsende Fangemeinde bescheren. Unbeeindruckt vom mondänen mekkanischen Feuilleton, das den Newcomer geschlossen im Zentrum des Schwachsinns verortet, strömen Tausende und Abertausende debiler Beduinen in die Vortragszelte und klatschen sich die Hände wund. |
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