Inhalt der Printausgabe
Januar 2002
Vom Fachmann für Kenner (Seite 12 von 15) |
Es muß nicht immer ein Fest sein "Prost", sagte Ursula und stieß ihr Pinnchen gegen meines. Auch ich sagte Prost; in einem Zug genossen wir die tiefrote Wacholderbeere, den ersten Alkohol des Tages, ein feines, handaufgesetztes Tröpfchen aus der Hobbywerkstatt meines Onkels. Dann schlichen wir zum Hinterhoffenster. Entfernt spielte ein kleiner Junge mit Knallfröschen. Ich legte einen Arm um sie, leise knackte das Babyphon. "So ist es doch auch ganz gemütlich", flüsterte ich und gab ihr einen Kuß auf die Nase, "es muß nicht immer ein Fest sein." - "Noch drei Minuten", hauchte sie, dann rannte sie ins Badezimmer, kotzte sich die Eingeweide heraus und kehrte zurück. "Was war denn?" fragte ich, rannte ins Badezimmer und kotzte mir die Eingeweide heraus. Als ich zurückkehrte, stand Ursula am Spülbecken und kippte etwas in den Abfluß. Es war die Wacholderbeere. Wir beobachteten gemeinsam, wie ein Faulpilz sichtbar wurde, ein etwa handgroßer in den Farben Grün, Tiefbraun und Umbra, stabil wie ein Wollsocken. Wir rannten ins Badezimmer und kotzten erneut. Dann war Neujahr. Es gab Magentee mit Knäckebrot. Thomas Gsella
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