Inhalt der Printausgabe

Januar 2002


TITANIC in Geldnot!


Das erste Opfer im Krieg ist bekanntlich immer die Wahrheit, schrieb der englische Journalist Phillip Knightley, schrieb der Stern-Chefredakteur Thomas Pfefferkorn kürzlich. Das zweite Opfer ist bekanntlich zumeist ein Stern-Reporter; eine Tradition, die in den Kriegen gegen Jugoslawien und Afghanistan begründet wurde.
Martin Sonneborn, Chefredakteur
Martin Sonneborn,
Chefredakteur
Natürlich haben auch wir hier in der Redaktion uns mit der Überlegung getragen, einen Kollegen Richtung Kandahar zu schicken; jedenfalls nachdem wir im Stern die verkaufsfördernden Schlagzeilen "Die letzte Reportage" bzw. "Zum Tode der Reporter" lesen durften. Als sich die Zahl der getöteten Journalisten in kurzer Zeit auf acht erhöhte, wollten auch wir unser Stück vom Kuchen: TITANIC-Redaktionsdichter Thomas Gsella bekam den Auftrag, vor Ort ein paar authentische Sonette zum Krieg zu verfassen. Bestärkt wurden wir in unserer Entscheidung, als es selbst der dröge Kriegskorrespondent des WDR fertigbrachte, sich für einen Live-Bericht bei Masar-i-Scharif unter Beschuß nehmen zu lassen; auch wenn sein medienwirksamer Exitus letztendlich durch eine erfolgreiche Zusammenarbeit von ARD und US-Luftwaffe vereitelt wurde.

Kommando Spezial-Kalauer Nr. 2157
Kommando Spezial-Kalauer Nr. 2157

In buchstäblich letzter Sekunde - der Ruhrpottpoet quittierte gerade ein tarnfarbenes Reimlexikon und eine schußsichere Einwegkamera bei Redaktionsassistentin Staniewski - fiel uns dann plötzlich auf, daß wir diese moderne Form von Personalabbau und Auflagensteigerung ja gar nicht nötig haben! Im Gegensatz zu sämtlichen anderen Printmedien wissen wir derzeit nämlich kaum, wohin mit unserem vielen Geld! Während allerorten ausbleibende Anzeigenerlöse beklagt und Redaktionen zusammengelegt werden, können wir es uns locker leisten, die Rubrik Partner TITANIC demnächst als Tiefdruckbeilage herauszubringen. Schließlich haben wir nicht umsonst zusammen mit der Werbeindustrie das Anzeigenaufkommen in TITANIC von 1979 an so weit heruntergefahren, daß uns der allgemeine Anzeigeneinbruch nach dem 11. September keinen Deut zu kümmern braucht.

Aber bekanntlich hat ein jedes seine zwei Seiten, und so läßt uns diese wirtschaftliche Entwicklung in anderer Hinsicht leider keine Wahl: Wir sehen uns gezwungen, den Einzelverkaufspreis von TITANIC von dieser Ausgabe an um 6 Pfennig zu reduzieren. In der Hoffnung, daß Sie uns trotzdem weiterhin die Treue halten,

Herzlichst, Ihr
Martin Sonneborn


Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt