Inhalt der Printausgabe
Februar 2002
Hurra, wir waren in Kuba! Ihre Männer in Havanna (Seite 6 von 16) |
Havanna (4/5) Abends wird es in Havanna meist dunkel, dafür aber noch lauter. Die Taxifahrer verwandeln sich in Musikanten ("Guantanamera"), und "unsere selbständig arbeitenden Mädchen in einem gewissen Gewerbe, die im Unterschied zu ihren Kolleginnen in den entwickelten kapitalistischen Ländern über mindestens zwölf Jahre Schulbildung verfügen" (Fid. Castro), legen den Homer weg und Puder auf und versuchen, sich einen FAZ-Starkarikaturisten zu angeln ("Where are you going?"), welcher aber auch im karibischen Ausland nichts von seiner geradezu legendären Lenzschen Schlagfertigkeit eingebüßt hat ("I'm going to your mother") und lieber Schnaps trinken geht. Der heißt in Kuba offiziell Rum und wird vorzugsweise in lauschigen Schattenwirtschaften oder Hemingway-Stammlokalen ausgeschenkt, deren es in Havanna ca. 237 000 gibt. Wenn man "Glück" hat, treten Musikanten an den Tisch ("Guantanamera"), es gibt pollo frito mit Reis und anschließend Durchfall; wenn man Pech hat und Christian Y. Schmidt heißt, fotografiert man ohne zu fragen ein paar Sicherheitsorgane und geradezu ostzonal schlangestehende Kubaner und kriegt dafür gleich am ersten Abend schön die Kamera abgenommen. Und anschließend natürlich Durchfall. Ideal bei Diarrhö: ein stundenlanger Abendspaziergang über den weltberühmten Malecón, die landestypisch ruinierte, aber einwandfrei charmante Uferpromenade, in deren Schlaglöcher schon Hemingway hineinzupurzeln pflegte (natürlich besoffen). |
Ab 11:45 Uhr wird zurückgezeichnet |
Am nächsten Tag kann man sich dann z.B. auf der Plaza de Armas von einem der omnipräsenten Karikaturisten mit staatlichem Umhängeausweis porträtieren lassen. Der Clou: Man wird vorher nicht gefragt, dafür erkennt man sich aber auch nicht wieder, und alles kostet nur einen Dollar. Wer kein Geld hat oder keines ausgeben will, kann mit gleicher "Münze" zurückzahlen und wie TITANIC-Sitzriese Stephan Rürup seinerseits die darob sehr verdutzte Künstlerin porträtieren: Dann sind alle fröhlich, die herumhängenden Altkubaner wälzen sich vor Lachen (1 Dollar), und alle sind in idealer Stimmung für einen spontanen Empfang beim selbsternannten "Witzegouverneur" von Havanna, der aussieht wie ein Clown, wohl auch einer ist und wie betrunken (Hemingway!) mit einem übergroßen "Fotoapparat" aus Holz durch Havanna taumelt. Mit diesem "Fotoapparat" macht der "Witzegouverneur" dann "Fotos" von uns, für die wir ihm je einen "Dollar" "geben". |
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