Inhalt der Printausgabe
Februar 2002
Hurra, wir waren in Kuba! Ihre Männer in Havanna (Seite 5 von 16) |
Havanna (3/5) Sie alle starben am Rauchen, aber das ist den Cubanos völlig cohiba: Von morgens bis abends qualmt, pafft und dampft selbst der dünnste Kubaner die dicksten Zigarren, die sämtlich in Handarbeit hergestellt werden, z.B. in der Partagas-Zigarrenfabrik direkt hinter dem Capitolio. Wohlgeformte junge Mulattinnen rollen dort dicke, lange Kolben auf ihren schlanken Schenkeln und nehmen sie ab und zu wie prüfend in den Mund - jedenfalls in den Tagträumen von dirty old Ex-Chefredakteur Oliver Maria Schmitt. In Wahrheit sitzen 150 Menschen in stickigen Hallen und gehen einem Handwerk nach, das viele für eine Kunst halten. Für lau können sie dabei Hausprodukte rauchen, so viele sie wollen, kriegen von einem Vorleser Romane und Zeitungen vorgelesen, und wenn Feierabend ist, dürfen sie gar noch zwei Zigarren mit nach Hause nehmen - revolutionäre Errungenschaften, von denen wir TITANIC-Proleten nur träumen können: Als Kollege Tietze das letzte Mal "aus Versehen" zwei Witze mit nach Hause genommen hatte, um damit vor seiner Freundin anzugeben, wurde er erst von Chefredakteur Sonneborn halbtot geprügelt und dann von der Freundin rausgeschmissen (Kommentar Tietze: "Es geht nicht darum, den Opfern der Aggression Erfolg zu wünschen, sondern an ihrem Schicksal teilzunehmen, sie bis zum Tode oder bis zum Sieg zu begleiten"). Und auf den Zigarrendreher, der unser wenig romanhaftes Satirikerdasein durch Zigarrenvordrehen erleichtert, können wir wahrscheinlich bis zum endgültigen Sieg des Weltsozialismus warten. |
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