Inhalt der Printausgabe
Februar 2002
Hurra, wir waren in Kuba! Ihre Männer in Havanna (Seite 3 von 16) |
Havanna (1/5) Wenn es stinkt, dauernd wer Krach macht und man ständig um Zigaretten und dolares angebettelt wird, ist man entweder Zimmergenosse von Thomas Gsella oder in Havanna. Schlimmstenfalls beides! Das 2,5-Millionen-Kaff am Golf von Mexiko (ca. 75 PS) gilt als Hauptstadt Kubas und verfügt über alles, was eine zweitschönste kommunistische Metropole der Welt (hinter Pjöngjang) zum Proletarier- und Touristenparadies gleichzeitig macht: luxuriöse Außentemperaturen, die die kubanische Klimawirtschaft trotz des amerikanischen Embargos in praktisch unerschöpflicher Menge bereitstellt, eine florierende Geräuschteppichbranche sowie ca. 120 000 Prostituierte mit Hochschulabschluß. Außerdem gehört Havanna zu dem exklusiven Kreis von Städten, welche man mit der Nase erkennen kann: Der feine Duft kubanischer Zigarren, sich mischend mit dem herben Salzatem des Meeres und dem Geruch nach sonnenheißem Holz, würzige Aroma-Symphonien aus Straßenstaub und Speiseeis haben nicht die Spur einer Chance gegen die schwefligen Schwaden, die ganztags vom Stadtrand hereinwehen, wo minderwertiges, aber einheimisches Erdöl in alten Kraftwerken filterlos verfeuert wird. |
Beweis 1: Che Guevara ist tot |
Gut, daß die endgültige Reisegruppe im berühmten Hotel Sevilla, wo schon Graham Greene seinen "Mann in Havanna" logieren ließ (Zimmer 501!), olfaktorisch halbwegs haltbare Zustände vorfindet und das opulente Frühstücksbuffet im 15. Stock und also über den Giftwolken angerichtet wird, wo höchstens der Käse riecht, Sonneborns Füße oder Gsellas billige "Popular"-Zigaretten. Außerdem ist das Sevilla der einzige Ort auf Kuba, an dem man speisen kann, ohne daß sofort eine kubanische Kapelle an den Tisch tritt und schwungvoll lärmig losmusiziert: "Guantanamera", "Commandante Che Guevara", "Chan Chan", "Guantanamera", "Tanz den Fidel Castro", "Guantanamera" u.v.a. (z.B. "Guantanamera"). Gestohlen wird in dem "feinen" Haus dafür praktisch überhaupt nicht, es sei denn, man läßt CD-Spieler oder Kapuzenpullis unbeaufsichtigt im Gepäck liegen. |
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