Inhalt der Printausgabe
Februar 2002
Humorkritik
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Lieblingsglosse |
Am 7.1. segelte oder besser donnerte ein Asteroid mit dem vulgären Namen "2001 YB5" und dem feinen Durchmesser von 300 Metern doch recht knapp am alten Mentz und seinen Lesern vorbei stracks weiter Richtung Pferdekopfnebel oder wo; eine Kollision mit der Erde wäre weder zu verhindern gewesen noch, so belehrte mich tags drauf der astrophilosophisch scheint's versierte Welt-Autor Ulli Kulke, auch nur im mindesten tragisch, nicht einmal unangenehm, sondern im Gegenteil: "Asteroiden sind Leben. Vor rund vier Milliarden Jahren kamen die Grundbausteine für alles, was heute auf Erden kreucht und fleucht, aller Wahrscheinlichkeit nach auf einem himmlischen Geschoß herunter. (…) Auch heute noch finden Exobiologen in Asteroiden Zuckersubstanzen und anderes, aus dem sich DNA und Eiweiße entwickeln könnten. Allein 70 Aminosäuren vermochte man nachzuweisen - Fundamente des Lebens. Und da wollen wir mit Atombomben dazwischenfahren? Was, wenn entwickeltes Leben sich darauf befindet?" Die Artikelüberschrift lautet "Die kreative Katastrophe. Asteroid verfehlte die Erde knapp. Ein Treffer hätte ganz neues Leben geschaffen" - und je bunter ich mir just letzteres ausmale, desto mehr gefällt's mir prächtig: Getroffene Terristen, auf etwa Nanohöhe gestutzt, verbinden sich mit asteroiden Flachstbazillchen und -substanzen zu einem wahrhaft innovativen Saubrei und Kadavermatsch, ein bißchen unappetitlich vielleicht, gleichwohl Keim einer vollständig neuen, einer besseren Welt! Und einer besseren Welt gleich mit? Ach nein, lieber doch nicht. |
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