Inhalt der Printausgabe
August 2002
Vom Fachmann für Kenner (Seite 7 von 16) |
Wie ich beinahe Zahnarztfrau geworden wäre Mein Zahnarzt war im Urlaub und sein Vertreter war jung und schön. Ich hatte ein Loch im Zahn. Es war recht groß, und der Zahnarzt wollte mir eine Betäubungsspritze geben. Mit 16 Jahren hatte ich noch so viel Idealismus, daß ich die Spritze ablehnte - der Tierversuche wegen. Das Bohren tat höllisch weh, aber ich hatte es ja so gewollt. Keinesfalls wollte ich wehleidig sein, der schöne Zahnarzt sollte mich für ziemlich cool oder wenigstens sehr tapfer halten. So krallte ich meine Hände fest in die Armlehnen des Behandlungsstuhls und hielt die Schmerzen aus. Er lächelte mir hinreißend zu, ich war selig. Nachdem er meinen Backenzahn fertig plombiert hatte, stand er von seinem Hocker auf, und mein rechter Arm baumelte plötzlich in der Luft. Da fiel es mir wieder ein: Zahnarztstühle haben gar keine rechte Armstütze! Es waren Knie und Schenkel des jungen Arztes gewesen, an die ich mich die ganze Zeit geklammert hatte. Ich war jetzt fest entschlossen, Zahnarztfrau zu werden, aber beim nächsten Besuch war der schöne junge Zahnarzt nicht mehr da. Mein alter mürrischer Zahnarzt entdeckte ein Loch. Als er mir eine Spritze anbot, habe ich sofort ja gesagt. Kathrin Hartmann
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