Inhalt der Printausgabe
April 2002
Briefe an die Leser (Seite 5 von 12) |
Katzen resp. Kater! Wir hätten da mal eine Frage: Elf Monate im Jahr haltet Ihr Euch raus, tut gar nichts, schleppt Euch von Kuhle zu Napf und von Napf zu Kuhle, pennt 23 Stunden am Tag und verbringt den Rest damit, uns verträumt anzuglotzen, weil der Napf leer ist. Kaum naht jedoch der erste Frühlingshauch, kündigt Ihr diesen zunächst mit nächtlichen Chorälen an, schwärmt sodann aus, um alle zugänglichen Wohnungen und Häuser in erreichbarer Umgebung per gezieltem Harnlassen in Kloaken zu verwandeln, und wenn dann alles zugelärmt und -gepestet ist, stürzt Ihr Euch mit haarsträubendem Geschrei aufeinander, werft Euch aus Fenstern, von Dächern und vor Autos und schleicht endlich in den Morgenstunden blutend und wimmernd nach Hause, um von Euren dortselbst wartenden Menschen umgehende Einlieferung in die tierärztlichen Lazarette zu fordern, damit ihr anderntags mit neuer Kraft, gefüllten Bäuchen und frischgeschärften Krallen die nächste Runde einheulen könnt. Die verläuft dann ähnlich, bis sich schließlich Anfang Mai ganze Vorstädte in Ruinen verwandelt haben: zerfetzte Tapeten, verharnte Teppiche, Trümmerfelder aus Blumentöpfen, Fernsehern und Geschirr; Sumpflandschaften aus Blut und Pisse, ein einziges zum Himmel stinkendes Verdun. Dann legt Ihr Euch für die nächsten elf Monate schlafen und seht ab und zu mit halbem Auge zu, wie Eure Menschen buckeln, rackern, wienern, wischen, putzen, schrubben, streichen, stöhnen und neue Möbel ins Haus tragen. Und jetzt, Katzen resp. Kater: Könnt Ihr uns vielleicht mal erklären, wozu das alles gut sein soll? Hä? Ihr seid doch doof. Das sagt Euch im Vertrauen: Titanic
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