Inhalt der Printausgabe
April 2002
Briefe an die Leser (Seite 12 von 12) |
Thorsten Becker! Ihr neuer Roman mit dem originellen Titel "Der Untertan steigt auf den Zauberberg" ist sicherlich sehr interessant, doch wir werden ihn nicht lesen. Uns genügt das Foto, mit welchem die Zeit eine Rezension garniert hat. Auf diesem Foto sind Sie, Thorsten Becker, mit einem schlimmen Fischmaul zu sehen, das Sie aufstülpen mußten, weil Sie den Ehrgeiz hatten, einen Füllfederhalter oder Kugelschreiber zwischen Nase und Schnute eingeklemmt festzuhalten. Wir können natürlich nur Vermutungen darüber anstellen, was Sie dazu bewog, sich in einer derart würdelosen Pose ablichten zu lassen. Aber wir nehmen an, daß Sie sich u.a. ungefähr folgendes dachten: "Hey Leute, seht mal her, ich bin zwar ein homme de lettres, siehe Schreibwerkzeug, aber ich bin auch ein Eulenspiegel, ein lustiges Haus, ein richtiger Ulkvogel, für den Selbstironie kein Fremdwort ist, hahaha, deshalb lasse ich ja auch dieses bescheuerte Foto von mir verbreiten, und im übrigen soll die Welt und speziell die Damenwelt ruhig sehen, daß ich so eine Art verwunschener Prinz bin, mit geschürzten, allzeit knutschbereiten Lippen, die ich mir gerne lecken würde, wenn ich nicht als Kulturmensch dazu verdammt wäre, dieses edle Schreibgerät auf der Oberlippe zu balancieren, und wenn jetzt nicht bald ein Weibsbild kommt und mich durch seinen Kuß erlöst, muß ich wohl den nächsten stinklangweiligen Roman schreiben…" Falls aber der Füller oder Kuli erst am Computer in Ihr Gesicht hineinredigiert worden sein sollte: Um so schlimmer, Herr Becker. Um so schlimmer. Titanic
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