Inhalt der Printausgabe
September 2001
Humorkritik
(Seite 8 von 8)
Je dickens destojewskij! |
Thomas Kapielskis neues Buch ist glücklicherweise wieder kein Roman geworden. Sondern ein Erlebnisauflauf erster Güte, ganz in dem charmanten Plauderstil gehalten, der schon seine "Gottesbeweise" und die früheren, mittlerweile bei Zweitausendeins neuaufgelegten "Aqua botulus" und "Der Einzige und sein Offenbarungseid" so unterhaltsam machte - und der dem noch immer virulenten Mißverständnis Vorschub leistet, ein leichter Ton sei auch leicht zu treffen und treffe leicht auf Gefallen: Nix wars mit dem Bachmannpreis 1999, trotz eindeutiger Präferenzen des Publikums. Worüber Kapielski nun in "Sozialmanierismus" (Merve Verlag) ausführlich berichtet. 429 Seiten stark ist das Buch geworden, und obwohl dies zum Teil den vielen, in ihrer Massierung hochkomischen Lampen-, Papierkorb- und Bett-Fotos geschuldet ist, hatte ich zwischenzeitlich den Eindruck, daß doch auch hier weniger eindeutig weniger und damit mehr gewesen wäre. Zumal einzelne Geschichtchen aus früheren Werken sich wiederholen, etwa diese vom Hund Charlie, der nach seinem Ableben von Frauchen eingeäschert und in einer Urne ("R.I.P. - Charlie") auf dem Bücherregal plaziert worden war. Dort stand er bis zu dem Tag, als zwei Einbrecher die Urnenaufschrift "Charlie" fehlinterpretierten, die Asche für Kokain nahmen und sich einige Lines reinzogen - deren Folgen sie wohl das Weite suchen ließen. Andererseits: Auch darüber mußte ich lachen - jetzt gerade z.B. schon wieder… Also, Leser: kauf, lies, lach! Auf daß Thomas Kapielski hinfort immer genug auf der Tasche habe, in Gaststätten herumzusitzen und brillante Geschichten zu erlauschen und zu erleben. |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |