Inhalt der Printausgabe
Oktober 2001
Vom Fachmann für Kenner (Seite 14 von 15) |
Kleine Stilkunde Neulich teilte mir ein Freund mit, Buffalos, besonders die hinten offenen, böten sensiblen, geschmackssicheren Naturen einen Grund zum Selbstmord. Ich entgegnete: "Buffalos werden eines Tages aus dem Straßenbild verschwunden sein. Den Tunnelzug jedoch wird es vermutlich immer geben. Der Tunnelzug, dies verabscheuungswürdige Kräuselsäumchen, ist eine Bankrotterklärung der Schneiderkunst und eine Geißel der Menschheit. Er verunziert seit Tausenden von Jahren Beinkleider, Blusen, Anoraks. Wenn es einen schlimmeren Anblick gibt als den eines Kräuseltunnels um eine schlanke Taille, dann den Anblick eines Kräuseltunnels um eine fette. Leider kommt beides vor. Ein Höllenkreis tut sich auf, wenn Tunnelzüge heraushängende Bömmel haben, mit Knötchen und/oder Plastikzapfen an den Enden. Mittlerweile hat diese perfide Variante auch den Rocksaum erreicht. Dort besonders ist sie auf subtile Weise häßlicher, als ein Buffalo es je sein kann. Höchstens ist sie bei einem Verkehrsunfall von Nutzen, da sich Tunnelröcke mittels geschickten Zuziehens sekundenschnell in einen bequemen Tragesack verwandeln lassen. Ob dieser kleine Vorteil aber den ästhetischen Schaden ausgleicht, den solche Röcke anrichten?" Der Freund nickte betrübt und sagte: "Schade, daß solche Dinge kein Einzelfall sind Gitta List
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