Inhalt der Printausgabe
November 2001
Wir sind ein New Yorker oder: Solidarität lebt vom MItmachen (Seite 3 von 7) |
Aber zum Glück sind nicht alle so herzenskalt. Sondern z.T. auch erschreckend mißtrauisch: "What's this all about?" will ein Pärchen mit Blick auf unser Freiluft-Fotostudio wissen. "Well... it's about solidarity with America", gibt Tietze behende Auskunft, "standing together and so..." - "We are Americans", wird ihm verhalten vorwurfsvoll beschieden. "Ehm, oh, as you are Americans, then it's not necessary for you to show solidarity with the Americans...", fällt Tietze routiniert nichts Besseres ein. "...yeah..." machen die Amerikaner halblaut, deren Mißtrauen mittlerweile ein halbes Schwimmbecken füllen könnte. Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch: "...yeah... - then good-bye!" löst der TITANIC-Mann elegant den Gesprächsknoten und verschwindet schnell für eine halbe Stunde zum "Zigarettenholen".
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"What's this all about?" will zur Abwechslung jetzt eine junge und offenbar vernunftbegabte Amerikanerin wissen und meint damit unsere Tischdecke, die wir aus Fotos von Cem Özdemir, Cherno Jobatey, Marc Dutroux und einem Dutzend weiterer Araber, die im Internet unter dem Suchbegriff "Mohammed" zu finden sind, relativ wahllos zusammengebastelt haben. Jetzt ist es an Gärtner, den Ahnungslosen nicht nur zu spielen: "It's like a test... you have to find out who's a, ähm, Schläfer, you know, a possible terrorist..." Wovon man nicht reden kann, darüber muß man schweigen, und der Bornheimer Formlosschinken (28) tut kurzerhand so, als habe er Krebs oder wenigstes Unaufschiebbares am anderen Standende zu tun. Ende der Durchsage. |
Zum Glück hat Kollege Nagel jetzt einen älteren Herrn in senffarbener Jacke aufgetan, der keine Fragen stellt, sondern sie lieber beantwortet: "Mit dem Anschlag hätte man ja rechnen können, schließlich ist Amerika ja für seine Actionfilme bekannt!" liefert der sonnenbebrillte Klappfahrradfahrer den Beweis, daß es ohne Nachdenken auch ganz "gut" geht. Araber solle man genauestens kontrollieren, fordert er mit der Souveränität dessen, der es immer schon nicht besser gewußt hat, von arabischen Studenten müßten Fingerabdrücke genommen werden, immerhin könne der Moslem in der Straßenbahn oder im Bus sogar über Terrorpläne sprechen - kein Deutscher würde es verstehen! Aber für Nichteingeweihte unverständlich daherreden kann man in Frankfurt natürlich auch: "Für den amerikanischen Geheimdienst ist es ja außerordentlich schwer, Agenten bei den Taliban einzuschmuggeln, die blonden Haare fallen ja sofort auf!" |
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