Inhalt der Printausgabe
November 2001
Humorkritik
(Seite 2 von 6)
| Ist Sex komisch? |
|
Diese Frage lasse ich mal einfach im Raum stehen. Hingegen jene, ob der Schriftsteller Bodo Kirchhoff komisch ist, nicht. Antwort: ja, ist er - wenn auch stets unfreiwillig, wie sein Gesamtwerk beweist. Halten wir einen Augenblick inne und hören wir rein in die 536 Parlier-Seiten seines neuen Romans "Parlando" (Frankfurter Verlagsanstalt): "Die Frau hielt einen Augenblick inne, sie schaute mich an, und dieses Aufschauen, im Mund das Teil von mir, ergab ein kurzes vollständiges Bild des Realen, dessen, was gegenwärtig in der Welt geschah." Und was in der Kirchhoff-Welt geschieht, geht dann so: "Die Entdeckung von etwas nie gefühltem Weichen, in meinem Fall, sich mir entgegen öffnend, und etwas ganz anderem für ihre Hand, und jenes, das hieß, ihre und meine Entdeckung kamen zusammen, ohne besondere Mühe, Paß auf uns auf, sagte sie noch und dann nichts mehr. Sie lag unter mir, beide Hände im Haar, Beine, so weit nötig, geöffnet, und ich rief etwas wie Gott oder Gut, ein Wort fast aus mir selbst geschlüpft, aus unserer Fähigkeit zur Sprache. Mich in ihr zu wissen war überwältigend." Überwältigt rufe ich, den Mund, so weit nötig, geöffnet, etwas wie Gott oder guter Gott, und aus mir selbst, aus meiner Fähigkeit zur Sprache, schlüpft ohne besondere Mühe die Antwort auf meine eingangs gestellte Frage: Ja, Sex ist komisch. Zumindest wenn von Kirchhoff entdeckt. |
 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 
|
Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!
