Inhalt der Printausgabe
Mai 2001
Humorkritik
(Seite 6 von 7)
Vom ewigen Fried |
Erst jetzt stieß ich auf die 1995 vom Wagenbach-Verlag besorgte Neuausgabe einer Gedichtsammlung des 1988 verstorbenen Erich Fried: "Vorübungen für den Winter", und ihren Rücken zieren zwei versiert, ja in quasi blindem Spielverständnis einander zuarbeitende Pretiosen. Die eine stammt vom Verlag ("Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem, säurefreiem und alterungsbeständigem Papier"), die andere von Helmut Heissenbüttel: "Ich bin überzeugt, daß das Werk von Erich Fried zum Dauerhaftesten gehört, was diese Zeit hervorgebracht hat"; siehe eben oben - ich will nun aber doch vom Leser wissen, welcher der drei folgenden Hochlyrik- und Kritikblitze evtl. vom unbeständigen Mentz herrührt statt vom dauerhaften Erich: 1. "Die Warner": "Wenn Leute dir sagen: / »Kümmere dich nicht / soviel / um dich selbst« / dann sieh dir / die Leute an / die dir das sagen: // An ihnen kannst du erkennen / wie das ist / wenn einer / sich nicht genug / um sich selbst / gekümmert hat." 2. "Vorgeschichte": "Meine Tierliebe / zeigte sich schon / in meiner / frühesten Kindheit / indem ich / die kleinen Tiere / die ich / umgebracht hatte / alle begrub / und weinte / an ihren Gräbern // Damit / war mein Weg / zu meiner / späteren / Menschenliebe / geebnet." 3. "Der Untertan": "Mein Staubsauger / macht keine / Unterschiede / Er nimmt / jeden Dreck / den man ihm / hinschmeißt // Nie sagt er: / »Das kommt mir / nicht / in die Tü / te.«" Gar nicht so leicht? Stimmt; zumal die drei Juwelen ja sowieso von Fried sind! Haha! Oder, geben Sie's zu, vom ihm exakt so hingeworfen und -gezaubert: sein könnten! Wer's aber trotzdem weiß, behalte es für sich. |
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