Inhalt der Printausgabe
Mai 2001
Vom Fachmann für Kenner (Seite 9 von 13) |
Und noch mal Man darf und muß sich schon sehr wundern, bekommt man am hellichten Tag mitten in Berlin eine Kurznachricht folgenden Wortlauts auf sein Mobiltelefon geflötet: »Und noch mal: Grüße, Sonne, Wärme und ein Lächeln von Hannover nach Leipzig.« Man kann und soll dann nach kurzem richtungslosen Grübeln zu dem Schluß kommen, daß auch hinter diesem Schlamassel selbstverständlich eine Frau stecken muß; wenn auch wahrscheinlich keine aus dem eigenen Leben. Man will und wird dann via Rückruf feststellen, daß es sich beim Absender um einen oftmals geradezu beschämend heterosexuellen Bekannten handelt. Dieser muß und möchte auf Nachfrage sogleich eingestehen, in seiner Funktion als anerkannter »Weiberschleimer« die Nachricht auch verfaßt, versehentlich aber an die falsche Nummer versandt zu haben. Weiter wird und wird er dann nicht müde werden zu betonen, die Adressatin sei ein aber auch wirklich geradezu »mörderscharfes Bunny« bzw. eine regelrechte »geile Olle«, die er in naher Zukunft auch »flachlegen« wolle, »deswegen doch die ganze Scheiße!«; ferner und schließlich sei die nicht ganz lupenreine SMS vergleichsweise ja »noch gar nichts, da hab ich schon viel peinlichere Sachen gemacht! Soll ich mal erzählen?« Man will und wird davon nichts hören können, weil eine eintreffende Straßenbahn das Gespräch abrupt beendet, vielen Dank! Man darf und soll dann abschließend noch einmal augenzwinkernd mit Adorno erkennen, daß ausgerechnet »dort, wo sie human zu sein vorgibt, die männliche Gesellschaft in den Frauen souverän ihr eigenes Korrektiv züchtet«. Man kann aber auch einfach in den nächstgelegenen Puff gehen, wo sich der Traum vom aufrichtigen Flachlegen und Flachgelegtwerden nach Sach- und Faktenlage wohl noch am ehesten erfüllen wird, och Menno! Benjamin Schiffner
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