Inhalt der Printausgabe
Mai 2001
Vom Fachmann für Kenner (Seite 3 von 13) |
Wo gehobelt wird Meinen Zivildienst leistete ich in einer auf einem bewaldeten Berg gelegenen Jugendherberge. Der Herbergsvater war gelernter Schreiner, weshalb ihm ein Großteil des linken Daumens fehlte. Einmal hatte ich’s mir an der Rezeption gemütlich gemacht – die Herbergseltern waren einkaufen, Gäste waren schon seit Wochen nicht mehr im Haus –, da kam ein alter Mann mit seinem Gepäckbündel in die düstere Empfangshalle und stellte sich als wandernder Zimmermann vor. Falls bei uns etwas derartiges anläge, wolle er gegen freie Kost und Logis gern ein paar Tage lang Schreinertätigkeiten leisten, sagte er und stemmte wie zur Bekräftigung seine Hände auf die Theke. »Der Herbergsvater ist aber selber Schreiner«, sagte ich und deutete erschrocken auf die fehlenden zwei Fingerglieder seiner Linken, »und der hat auch – äh… Sie wissen schon…«, worauf mich der Alte mit einem unwirschen Blick bedachte, sich kurzerhand empfahl und brummend im Wald verschwand. Mark-Stefan Tietze
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