Inhalt der Printausgabe
Juni 2001
Humorkritik
(Seite 2 von 8)
Fauler Sauer |
Was hab' ich ihn gelobt, den Jörg Uwe Sauer, für seinen ersten Roman "Uniklinik", diese wunderbar gelungene Th. Bernhard-Travestie (TITANIC 2/2000); und was muß ich ihn nun tadeln für sein neues Buch "Das Traumpaar" (Verlag Jung und Jung), das nichts ist als die Fortsetzung des ersten; und zwar wirklich überhaupt nichts. Das vorangestellte Bernhard-Motto: "Das Zitieren geht mir auf die Nerven. Aber wir sind eingeschlossen in eine fortwährend alles zitierende Welt, in ein fortwährendes Zitieren, das die Welt ist" - ist schon ein arg armer Exkulpationsversuch, und schon der erste Romansatz beweist, daß Zitieren zwar gut und schön und wichtig und richtig, aber immer nur dasselbe zitieren nichts als ennuyierend und Ausweis von Faulheit und/oder Fachidiotentum ist: "Das also ist Triest, eine weitere Metropole des Wahnsinns, so dachte ich damals, praktisch erst vor wenigen Monaten, direkt aus Berlin ... anreisend, das also ist Triest, war mein erster Gedanke bei unserer Ankunft in dieser Stadt des Todes, in dieser Metropole des Merkantilen, in dieser somit geist- und auch kulturfeindlichen Stadt, in dieser künstlichen, nicht naturgemäß entstandenen Stadt" - so lieblos das diesmal hingehauen ist, so nahe liegt der Gedanke, Sauer habe wenigstens geahnt, was er sich und mir da antut. Warum tut er's dann trotzdem? Selten habe ich ein Buch so schnell und so enttäuscht weggelegt; wo nicht fast schon -geworfen. Hans Mentz
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