Inhalt der Printausgabe
Januar 2001
Was taugen Pheromone? Erst war das Kondom in aller Munde. Dann Cybersex, Gender, Dolly Buster. Dann waren es auf einmal die Pheromone (Seite 4 von 11) |
Biergarten "Quodlibet", 18 Uhr |
Im Biergarten "Quodlibet" riecht es intensiv nach nacktem Fleisch, das auf dem Grill liegt und vor sich hinbrutzelt. Mir fällt dabei der starke Himbeergeruch in Frau Christinas Garten wieder ein. Auch hier kann die Expertin mit einer Erklärung weiterhelfen: Etwa die Hälfte der Marburger Bevölkerung ist blind, weil in dieser Stadt alle Institutionen des deutschen Blindenwesens konzentriert sind. Es gibt eine Blinden-Uni, einen eigenen Fernsehsender für Blinde, selbst das einzige Blindenbataillon der Bundeswehr ist in Marburg stationiert. Um den Blinden die Orientierung zu erleichtern, hat der Stadtrat vor einigen Jahren beschlossen, die verschiedenen Örtlichkeiten in der Stadt mit penetrant riechenden Duftstoffen durchzumarkieren. Die Uni riecht seitdem stark nach Kohlrouladen, das Schloß nach Schneewittchenschweiß und die Fußgängerzone nach Pisse.
"Deshalb wirken Pheromone in Marburg auch nicht so gut", weiß Frau Christina. "Man muß sich schon seiner Auserwählten auf Tuchfühlung nähern, damit sie überhaupt etwas riecht. Oder es muß sich um eine Blinde handeln. Wegen des ausgeprägteren Geruchssinns." Verstehe jetzt langsam besser, worin in Marburg die besondere Herausforderung liegt.
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