Inhalt der Printausgabe
Januar 2001
Was taugen Pheromone? Erst war das Kondom in aller Munde. Dann Cybersex, Gender, Dolly Buster. Dann waren es auf einmal die Pheromone (Seite 10 von 11) |
Lokal "Bremsspur", 4 Uhr |
"Kein Zutritt für Roger Willemsen" steht an der Tür. Der würde hier bestimmt auch nicht reinwollen. Denn drinnen sitzen Herr Fatty, Herr Django und Herr Ede - totale Verlierer, genau wie wir. Das ist unser Laden. Aus einem Lautsprecher scheppert "Highway to Hell". Es riecht auch wieder sehr kräftig - nach Schwefel. Wir entschließen uns, einfach weiter zu trinken, und ordern noch einmal sechs bis zehn Bier.
Um 5 Uhr haben wir das Lokal leergetrunken. Frau Antje sagt: "Dann gehen wir eben nach oben." Nach oben, ins Bett? Sollten die Pheromone mit einem Mal bei ihr angeschlagen haben?
Heim des Rockerclubs "MC Gremium", 5:30 Uhr
Neben dem "Bremsspur" führt eine nicht enden wollende Treppe einen Steilhang hinauf. Der Aufstieg ist mühsam. Auf halber Höhe verlieren wir Henschel durch eine gewaltige Schluckauflawine. Als die Sonne aufgeht, haben wenigstens Frau Antje und ich es geschafft.
An einem Tor kontrolliert uns Petrus. Er ist dick, trägt einen grauen Vollbart und Lederklamotten. Bin ich jetzt tot und im Himmel? "Nein", sagt Frau Antje, "das ist das Clubheim des ›MC Gremium‹. Ein Rockerclub, verbündet mit den edlen ›Bandidos‹. Vielleicht kannst du hier dein Forschungsprojekt zu einem glücklichen Ende bringen."
Wir betreten das erstaunlich gut riechende Clubheim. An einem runden Tisch sitzen die Rocker mit ihren extrem scharfen Bräuten. Überlege, ob eine von denen für mich bestimmt ist. Muß meinen Gedankenfluß aber jäh unterbrechen, weil sich ein Rocker vom Tisch erhebt und auf mich zukommt. Es ist der "Präsi", und er sieht irgendwie merkwürdig aus. Als ich genauer hinschaue, bemerke ich, daß er Frau Christina ähnlich sieht - und am ganzen Körper leicht brennt. "Ganz recht", sagt der Präsi. "Ich bin Christinas Großvater. Ich habe diesen Rockerclub gegründet, als mir Totsein zu langweilig wurde. Und was hier so gut riecht, sind die Pheromone, die bei meiner Verbrennung entstehen. Aber was ist mit dir? Willst du nicht endlich handeln?"
Stimmt, denke ich, nie waren die Bedingungen in dieser Nacht günstiger als in diesem lockstoffgeschwängerten Clubheim. Und sieht Frau Antje nicht schon ganz närrisch aus? Ich beuge mich also kurz entschlossen nach vorne und will Frau Antje küssen. Doch die lehnt ab. "Ich bin doch", sagt sie, "mit Roger Willemsen verheiratet."
Bleibt mir nur, mit Frau Antje den Berg wieder hinunterzusteigen. Dabei gerät sie ins Stolpern und stürzt mit einem Aufschrei den Abhang hinab. Mausetot bleibt sie unten liegen. Ich frohlocke: Endlich hat auch mal Willemsen Pech.
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