Inhalt der Printausgabe

Januar 2001


Mordversuch in Linie 48
Aus dem Leben des amtierenden deutschen Reichskanzlers Wolfgang Gerhard Günter Ebel

(Seite 5 von 6)


Ebels Auferstehung
Doch nicht nur die Phantombehörden der Bundesrepublik bereiten Schwierigkeiten. Auch die Besetzung des Reichskabinetts ist ein hartes Stück Arbeit: "Wissen Sie, wie schwer das ist, Leute zu finden, die überhaupt begreifen, worum es geht?" Und ob; dem Besucher fällt es ja selbst nicht leicht, die komplizierte Rechtslage in allen Details zu durchschauen. Als das Telefon klingelt und der Reichskanzler sich bescheiden mit "Büro des Generalbevollmächtigten für das Deutsche Reich" meldet - er ist es doch selbst! -, ist es "die Arbeitsministerin. Die hat schon 1988, obwohl sie aus Ostberlin ist, ihren Amtseid unterzeichnet." Für den Außenstehenden zunächst kompliziert wirkt die Rolle der deutschen Reichsregierung bei den Ereignissen des Herbstes 1989. Einerseits ist "der Einigungsvertrag von Anbeginn ungültig und nicht durchsetzbar", andererseits geht - wer hätte das gedacht? - die Grenzöffnung in Wahrheit auf "die Existenz und Handlungen der deutschen Reichsregierung" zurück. Einzelheiten verrät der Reichsbahnminister auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht; sie sind wahrscheinlich einer späteren, umfassenden Darstellung vorbehalten. Allerdings müssen schon vorher Hinweise auf die besondere Rolle der Reichsregierung beim Mauerfall durchgesickert sein, denn bereits Ende Februar 1989 gibt es den perfiden Plan (Diepgen!), den Reichskanzler bzw. "Staatsbeamten des Deutschen Reiches Ebel" durch "zwei Westberliner Polizisten" ermorden zu lassen, infamerweise in einem Bus der Berliner Verkehrs-AG. Denn daß Herr Ebel kraft seines selbstgemachten "Reichsverfassungs- und Reichsdienstausweises seit dem 08. Mai 1985 zuschlagfrei Freifahrt auf allen Verkehrsmitteln im Staatsgebiet des Deutschen Reiches in den Grenzen vom 31.12.1937" genießt, will "ein vom Busfahrer der Linie 48 in Berlin (West) gerufener Verkehrskontrolleur" nicht so recht glauben. Die Polizei wird hinzugezogen, es kommt zu Auseinandersetzungen. Schließlich wird der Generalbevollmächtigte "mittels einer am linken Handgelenk gewaltsam und schmerzhaft durch den älteren und einer am rechten Handgelenk durch den jüngeren Polizisten schmerzfrei angebrachten Handschelle gewaltsam aus dem Bus" gebracht, was eine "etwa 3,5 cm lange und etwa 8 mm breite, sehr schmerzhafte Wunde" hinterläßt. Zunächst scheint es, als ob der legitime Nachfolger Bismarcks und Hitlers diesen Zwischenfall unbeschadet überstanden hätte; aber weit gefehlt: "Wie sich, nachdem ich mich Anfang Mai ins Krankenhaus begeben hatte, erst nach 78 Tagen Inkubationszeit herausstellen sollte, war ich mittels einer mit ein oder mehreren asiatischen Giften präparierten Handschelle am linken Handgelenk durch den älteren Polizisten vergiftet worden und war im Krankenhaus für eine mir unbestimmte Zeit klinisch tot." Daß Ebel trotz der schweren Handschellenvergiftung doch noch zurück ins Leben findet, ist nur dem heldenhaften Ringen seiner Ärzte zu verdanken. Was aber ist mit dem "rechtsextremistischen Gedankengut", das der MDR hier dingfest gemacht haben will? Offensichtlich verstellt sich Herr Ebel geschickt. "Juristisch anscheinend gut beraten" (MDR) äußert er sich aus seinem Sessel heraus mehrfach abfällig über "den sauberen Herrn aus Braunau" und schimpft über den "Verfassungsbruch der Nationalsozialisten", die seinerzeit die Weimarer Reichsverfassung, also die Rechtsgrundlage der deutschen Reichsregierung, "suspendiert" hätten. Nur gut, daß er sich auf die Verfassung Preußens berufen kann, die er höchstpersönlich sowie auf Anordnung der Amerikaner den gegenwärtigen Erfordernissen angepaßt hat. "Ich habe lediglich zwei Wörter ändern müssen, nämlich ›eine Republik‹ in ›ein Land‹." Als Reichskanzler Ebel diesen juristischen Geniestreich dann "bei den Amerikanern zur Genehmigung einreichte", war das Hallo natürlich ein großes. Es fand ein Vieraugengespräch statt, und zwar "in der Gaststätte der Bundesversicherungsanstalt am Fehrbelliner Platz". Am einzigen freien Tisch, inmitten Dutzender Bundesversicherungsanstaltsangestellter, wartete dort der Kontaktmann auf Herrn Ebel, um ihn zu beglückwünschen: "›Daß Sie mit nur zwei Wörtern die Gültigkeit einer ganzen Verfassung hergestellt haben, das hätten wir nicht für möglich gehalten.‹" Als materieller Dank wurde eine Flasche mit zwanzigjährigem irischen Whisky überreicht.

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt