Inhalt der Printausgabe
Februar 2001
"SchröDerwisch & weg"
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Viermal bimmeln muß der Hausmeister. Dann aber sitzt das Publikum und starrt erwartungsfroh zur Bühne, wo die sieben Wortverdreher sich zu einem neuen Wechselbad der Gefühle formieren; aktuell zu einem Gaudiwurm. "Piano-nkonformist" Reinhold Hemker spielt "Alle meine (R)Enten", nach einer Strophe fällt der Wurm mehrstimmig ein: "Eine Rentenreform, die jeder mag / die passiert den Bundestag. / Wenn aber die Opposition was dagegen hat, / muß sie in den zustimmungspflichtigen Passagen vor den Bundesrat." "Stimmt", lobt als Gedankenschnellster wie erwartbar und wie noch mal vergeistigt vom Exitus der Gattin Prof. Dr. Roman Herzog, auch Hildegard Hamm-Brücher sieht "das legislative Comment präzise erfaßt - bravo!" Zu größerem Applaus bleibt freilich wieder keine Zeit. Schon malt sich CDU-Spitzfeder Axel Fischer das Gesicht schwarz, klebt sich Negerlippen an und singt in gebrochenem Deutsch: "Hi, ich bin Bimbo von Elfenbeinküste. / Ging's mir dort schlecht? Nö, nicht daß ich wüßte. / Mir gehörten drei Frauen, / ich hatte Geld, um zu bauen, / bin trotzdem gegangen ins deutsche Berlin, / denn hier darf ich Asylbetrüger sin! / Ich kenne die Tricks, ich kenne die Maschen / ich liege dem deutschen Volk auf den Taschen." Noch während er einen schwarzen Riesenpenis aufbläst, entrollt die Grüne Höfken ein Transparent: "Die Stelle mit den drei Frauen geht mir als deutsche Ehefrau und Mutter etwas zu weit." Parteiübergreifenes, anerkennendes Nicken im Saal. Fans der "Wasserwerker" schätzen grade diese Diskussionsfreude, diese positionelle Offenheit der Sticheltruppe. Interne Vorzensur ist tabu. "Wir sind halt bemüht, das demokratische Spektrum voll abzudecken", erklärt aus dem Off Kabarettchefin Ulrike Mehl, "da muß auch schon mal Platz sein für deutliche Worte." |
...wir sind die Wasserwerker und liegen voll im Trend": Die Songs der Sticheltruppe sind Tabubruch pur
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