Inhalt der Printausgabe

Februar 2001


Briefe an die Leser
(Seite 1 von 11)

Bundeslandwirtschafts-minister a.D. Funke!
Wie erst jetzt bekannt wurde, griffen Sie am 17.4.2000, also vorm offiziellen Ausbruch der deutschen Rinder- wie lange vor Ihrer persönlichen Ministerkrise, gelegentlich einer Nachtsitzung des EU-Ministerrats betr. Rindfleischetikettierung zum bei Gott allerletzten Mittel - und verdichteten Ihren Vorbehalt zwölf Strophen lang zum Beispiel so:
"Es tagt der Rat zum Fleisch vom Rind / zum Schutz von Mann und Frau und Kind. / Ohn' Etikett, es kann verdrießen, / darf ich das Fleisch nicht mehr genießen. / Hab' ich mir Brust vom Ochsen auserkoren, / muß ich wissen, wo mal das Kalb geboren, / wo's von der Mutter wurd' gestillt, / und wo es auf der Weide hat gebrüllt. / Bevor man endlich dann serviert, / wird sorgfältig das Etikett studiert. / Und hab' ich alles fein durchsonnen, / hab' ich den Ochsen richtig liebgewonnen. / Obwohl der Hunger schon seit Tagen / zuhause ist in meinem Magen, / geht mir das Tier nicht aus dem Sinn, / ich leide - und leg' mich dann zum Sterben hin. / Im Himmel schließlich angekommen, / hab' ich des Ochsen Geist vernommen: / >Oh Mensch, die Welt ist doch verkehrt, / wäre ich du, ich hätte mich verzehrt.<"
Und eben dies, lieber Herr Funke, haben Sie in weiser Vorwegnahme eben jenes Himmelsochsen halt spätestens am 17.4.2000 getan und zentnerschwer verdrückt - so daß auch just Ihr Geist erkennbar in den Himmel fuhr und Sie aus diesem Grund die beiden letzten Strophen schlicht verbaselten. Die aber gingen so: "Einen Teufel werd' ich tun, / und mein Spachteln lassen ruh'n. / Leben ist von Interesse / nur sofern ich Rinder fresse. / Mark und Hirn und Bauch und Hoden / sind in meinen Augen Kleinoden. / Täglich siebentausend Gramm, / erst dann bin ich auf dem Damm, / dann geht mein Gehirn auf Reise. / Sei willkommen, Vollmeise!"
Schöne Ferien: Titanic


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Briefe an die Leser

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt