Inhalt der Printausgabe
Februar 2001
Humorkritik
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Kumpfmüllers Fluchten |
Damit ich zu M. Kumpfmüllers weithin bejubeltem Roman "Hampels Fluchten" (Kiepenheuer & Witsch) zu guter Letzt dann doch noch ein Wörtchen verloren habe: Wo Bücher meinetwegen lakonisch oder affektiert, derb oder grazil, stringent oder disparat sein können, so muß für Kumpfmüllers Ziegel ein ganz anderes Epitheton veranschlagt werden: gefallsüchtig. Die Geschichte um den Bettenverkäufer und Frauenverräumer Heinrich Hampel, der v.a. deswegen so viele Betten verkauft, weil er sie mit seinen Kundinnen testet, und schließlich vor seinen Schulden in die Ostzone flieht, wo er, der berufsmäßige "Filou" (Klappenext) bzw. "Schelm" (Feuilleton), die Schelmerei natürlich nicht sein läßt und munter die Weiber wie die Welt betrügt, der Stasi zuträgt und trotzdem ständig im Knast sitzt, mithin vor lauter Geschelme sein Leben vergeigt, ist in einem so samtig-versierten, alleweil klangvollen und die Globalironie eines altersmilden Moritaten-Erzählers dermaßen dick verströmenden Tonfall erzählt, daß ich es nur anfangs charmant fand, schnell aber überhatte; und zwar sehr. Dazu kommt dann der Top-Topos "deutsche Nachkriegsgeschichte", die sich wohl irgendwie im privatistischen, politisch naiven Freitag-nach-eins-macht-jeder-seins-Superfilou Hampel spiegelt oder bricht oder was (Stasi! Bautzen!), was die Kulturbeauftragten so einhellig wie pawlowsch über "den langerwarteten großen Deutschland-Roman" sich freuen ließ; und schließlich ist das alles, wie es sich gehört, "komponiert", was sich so äußert, daß verläßlich zwischen ca. 17 Zeitebenen hin- und hergesprungen wird. Wie ich sagte: die reine Gefallsucht. Und eben deswegen langweilig und auch gar nicht "komisch" (Spiegel), sondern eher und überhaupt wie Fernsehen: ein monotones Gerausche, und wenn man aufhört, bleibt nichts übrig. |
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