Inhalt der Printausgabe
Februar 2001
Humorkritik
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Milch und Käse |
Seit einigen Jahren betreibt das unverschlüsselte Fernsehen Sexualaufklärung. Fast täglich und nach 22 Uhr kann sich, während die Eltern ein gutes Buch lesen, die heranwachsende Jugend anschauen, was einmal auf sie zukommt und was es so alles gibt: Swinger-Club und Porno-Set, Sex in der Fußgängerzone und im Internet, handgeschnitzte Kartoffel-Dildos und spermaresistente Schminke. Komisch ist an alldem nichts, und das ist gut so. Trotzdem mußte ich bei einem Beitrag lachen. Nicht über die Scherze, die die Moderatoren, ein Transvestit und eine Halbnegerin, gelegentlich einstreuten, und auch nicht über die Metapher, mit der eine Internet-Pornographin die Trieblage ihrer virtuellen Heldin charakterisierte ("einfach immer geil und hinter der Milch der Männer her"), sondern über eine diesbezügliche Bemerkung Jean Pauls in seinem "Ideen-Gewimmel": "Käse ist die Milch des Mannes." Das gute Buch, welches lehrt, daß ein rechter Geistesblitz auch nach knapp zweihundert Jahren noch die trübsten Winkel der Gegenwart ausleuchtet, ist übrigens gerade als Paperback (bei dtv) erschienen, für ganz und gar jugendfreundliche 24 Mark 50. |
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