Inhalt der Printausgabe
Dezember 2001
Briefe an die Leser (Seite 10 von 11) |
Grönemeyer! Nach dem konzertierten Tod Ihrer Frau und Ihres Bruders binnen nur einer Woche, bedauerlich genug, war jahrelang von Ihnen nicht viel zu vernehmen, und das fanden wir schon weniger bedauerlich. Jetzt meldeten Sie sich wortgewaltig im großen Tagesspiegel-Sonntagsinterview zurück, und zwar aus Ihrem ehemaligen Interimswohnsitz New York, und erklärten den Berlinern erst mal, was Ihnen an Berlin nicht paßt: "Der Potsdamer Platz, der ist doch nicht mutig, an der Stelle hätte ich mir eine härtere Bassdrum gewünscht", um dann eine Trauerexpertise nach Amerika zu schicken: "So ein Schock führt erst mal zu einer unglaublichen Aufbruchsstimmung. … Dann kommt erst die Realisierung, dieses bleierne Grau. Für die Amerikaner, für die ganze Welt fängt diese komplizierte Zeit erst an, ich denke mal in einem halben Jahr, dann dauert es, sagen wir, zehn Jahre." Und was hilft uns über die Zwischenzeit? "Der Glaube, daß die Menschen etwas Einmaliges sind, etwas Lustiges sind und farbenfroh. Jeder Mensch ist eine Farbe dieser Welt, und ich bin eine ziemlich verwirrte Farbe." Ihre nicht nur farbliche Verwirrung, Grönemeyer, in allen Ehren, aber ein Vorschlag zur Güte: Lassen Sie uns mit unserem Bleigrauschleier allein, nehmen Sie die Bassdrum und den Farbkasten, gehen Sie wieder nach New York, und in zehn Jahren sprechen wir uns wieder. Ja? Einmalig lustig: Titanic
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