Inhalt der Printausgabe
Dezember 2001
Vom Fachmann für Kenner (Seite 4 von 14) |
Platon und der Dritte Weltkrieg Rüdiger, genannt "Platon", hatte bemerkt, daß seine Freundin fremdgeht. Sie offenbarte die Affäre, indem sie ihn beschwichtigte, es sei "nur rein körperlich". Das beruhigte ihn seltsamerweise. Am elften September, jenem Feiertag der Terroristen, hatte Platon etwas zu besorgen, was ihn in die Nähe der Wohnung seiner Freundin brachte. Schon mal in der Gegend, dachte er sich, könne er ja mal auf einen Sprung vorbeischauen. Da sich auf sein Klingeln niemand meldete, er aber wußte, daß sie zu Hause sein müsse, weil der Schlüssel von innen steckte, klopfte er an die Tür und rief "Ich bin's". Nach einer Weile meldete sich die verunsicherte Stimme der Freundin, die sagte, daß es gerade schlecht sei, da sie Besuch habe. Genau, den Körperlichen. Platon fragte nach, ob sie denn wenigstens wüßten, was heute nachmittag in Amerika passiert sei. "Nein", sagte seine Freundin mit unsichtbarem Achselzucken, "ist mir auch egal." Darüber erregte sich Platon derart, daß er heftig gegen die Tür hämmerte und schrie: "Das glaub ich ja nicht! Du vögelst den ganzen Tag rum und der Dritte Weltkrieg steht vor der Tür!" Daraufhin könnte seine Freundin geantwortet haben: "Na und? Wir vögeln für den Frieden!", oder auch: "Du lügst. Du heißt gar nicht Dritter Weltkrieg." Sie sagte natürlich nichts dergleichen. Weiber. Jochen Gerken
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