Inhalt der Printausgabe

August 2001


Stuckrad-Barre lebt und liest!


So alt wie das Medium Zeitschrift selbst, so alt ist auch die Geschichte von Druckfehlern, Falschmeldungen, fehlerhaften Bildunterschriften und Verwechslungen. Nun hat es, nach über 20 Jahren tadelloser Arbeit, erstmals auch TITANIC getroffen: In der Mai-Ausgabe wurde in einer Anzeige unter dem Text "Benjamin von Stuckrad-Barre liest" ("ab 11. Mai täglich in der Mehrzweckhalle der JVA Cottbus, Westflügel") aus Versehen das Porträt des Mörders der kleinen Ulrike aus Eberswalde, Stefan Jahn, abgebildet; zwei Monate später das Bild des sogenannten "Oklahoma-Bombers" Timothy McVeigh ("Lesung abgesagt").
Martin Sonneborn, Chefredakteur
Martin Sonneborn,
Chefredakteur
 


Unnötig zu sagen, daß wir es ablehnen, die frappierend ähnliche Frisur der drei Jungmänner als billige Entschuldigung ins Feld zu führen - solche Fehler sind unentschuldbar, sie können im Wiederholungsfall den guten Ruf einer seriösen Redaktion gefährden.

Wir wissen nicht, wie Tim McVeigh (†) und der Kinderschänder Stefan Jahn zu der für alle Beteiligten höchst peinlichen Verwechslung stehen. Mit einiger Sicherheit aber können wir sagen, wie der Anwalt von Stuckrad-Barre die Sache sieht. Das nämlich geht klar aus der einstweiligen Verfügung hervor, die er beim Landgericht Berlin gegen TITANIC erwirkt hat und in der er uns die weitere Verbreitung der beiden Ausgaben bei Androhung eines Ordnungsgeldes in Höhe von 500 000 Mark untersagen läßt.

Tim McVeigh, tot Benjamin Stuckrad-Barre, lebt
Tim McVeigh, tot Benjamin Stuckrad-Barre,
lebt

Stefan Jahn, JVA Cottbus (Westflügel) Vorbildlich: Hannelore Kohl, unverwechselbare Frisur
Stefan Jahn,
JVA Cottbus (Westflügel)
Vorbildlich: Hannelore Kohl,
unverwechselbare Frisur


Die Höhe der Summe erklärt sich dabei offensichtlich aus den schweren Bedenken des Berliner Nachwuchsschriftstellertalentes, es werde "sogar der Eindruck erweckt, daß der Antragsteller hingerichtet worden sei und er deswegen keine Lesung mehr abhalten kann".

Auch wenn wir gelassen und voll Vertrauen in den anstehenden Prozeß gehen, eins haben wir natürlich auf gar keinen Fall gewollt: den Eindruck erwecken, Stuckrad-Barre könne deswegen nicht lesen, weil er hingerichtet worden sei.

Herzlichst Ihr
Martin Sonneborn


PS: Im Gegensatz zu den Kollegen von Stern, Spiegel und 100 neue Betonfrisuren geben wir übrigens offen zu, daß wir Hannelore Kohl in den Tod getrieben haben; mit ungezählten Kohl-Titeln und geschmacklosen Schwarze-Konten-Scherzen. Warum sich die anderen so schwer tun? Wir wissen es nicht.




Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Es tut uns aufrichtig leid, Alice und Ellen Kessler (die Kessler-Zwillinge),

Es tut uns aufrichtig leid, Alice und Ellen Kessler (die Kessler-Zwillinge),

dass Ihre Kindheit, wie Sie im Bunte-Interview erzählten, von der täglichen Gewalt eines trinkenden Vaters geprägt war. Ganz überraschend kommt Ihr Geständnis vom besoffenen Prügelpapa allerdings nicht. Man hätte sich schließlich denken können, dass dieser Arsch dauernd doppelt gesehen hat.

Verdient im Gegensatz zu Ihnen für diesen Gag auf jeden Fall Schläge: Titanic

 Hä, focus.de?

»Deutschlands Wirtschaft wankt«, berichtest Du und fragst: »Warum will die Ampel das einfach nicht sehen?« Ähem: Vielleicht wird der Bundesregierung da ja schlecht, wenn sie zu genau hinschaut. Hast Du darüber schon mal nachgedacht?

Üble Grüße von Titanic

 Kunststück, »Welt«!

Im Interview mit der Rheinischen Post beschwerte sich Sängerin Cyndi Lauper darüber, dass Frauen ständig auf ihr Alter reduziert würden. Aus diesem Statement hast Du, Welt, nicht nur geschafft, einen ganzen Artikel zu stricken, Du hast auch noch äußerst subtil Deinen eigenen Standpunkt zur Causa klargemacht und Laupers Aussage folgendermaßen zusammengefasst: »Popsängerin Cyndi Lauper hält es für sexistisch, Frauen nach ihrem Alter zu fragen: ›Alter ist eine Kategorie, die benutzt wird, um uns kleinzuhalten‹, sagte die 71jährige.«

Wie clever von Dir! Indem Du das Alter genüsslich anmerkst, hast Du es der meckernden alten Frau aber mal so richtig gezeigt! Andererseits: Es nötig zu haben, aus Interviews anderer Zeitungen Artikel zusammenzukloppen – lässt das nicht Dich und Deinen angeblichen journalistischen Anspruch auch ziemlich alt aussehen?

Fragt Dein greises Kollegium von Titanic

 Moin, »Spiegel«!

Bei dem Artikel »Wir gegen uns« wussten wir nach dem Artikelvorspann »Die linksextreme Szene in Deutschland hat einen neuen Gegner: sich selbst« schon, dass da nichts Kluges drinstehen kann. Die Linke sich selbst ein »neuer Gegner«? Da drehen sich aber so einige vor Lachen im Grabe um.

Nicht ganz so geschichtsvergessen: Titanic

 Dass Du das »Du«, Steffen Freund,

so bescheuert verwendest, werden wir von Deiner Zeit als Fußball-Co-Kommentator bei RTL in unangenehmer Erinnerung behalten.

»Das muss anders gespielt werden! Du musst den Spieler in die Zone bringen.« – »Das zeichnet eine gute Mannschaft eben aus – dann lässt du dich besser fallen.« – »Gegen den Ball ist da kein Abnehmer, und das spürst du natürlich auch.« – »… und dann bist du in einer Situation, wo es gelb bis rot wird.« – »Dann hast du noch drei zentrale Mittelfeldspieler, das reicht dann mal nicht.« – »Du brauchst jetzt zwei Spieler, die noch frisch sind.« – »Es ist ein K.-o.-Spiel! Du hast nur noch 20 Minuten!« – »Einfach mal durchstecken! Jetzt kannst du eins gegen eins gehen!«

Eben nicht. Weil wenn’s ganz unerträglich wird, kannst Du natürlich den Ton abschalten.

Brauchst Du aber nicht mehr. Jetzt ist es ja vorbei. Und Du liest wieder Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 SB-Kassen

Zu den Seligen, die an Selbstbedienungskassen den Laden kaltblütig übervorteilen, gehöre ich nicht. Im Gegenteil, obwohl ich penibel alle Artikel scanne und bezahle, passiere ich die Diebstahlsicherungsanlage am Ausgang immer in der angespannten Erwartung, dass sie Alarm schlagen könnte. Neulich im Discounter kam beim Griff zu einer Eierschachtel eine neue Ungewissheit hinzu: Muss ich die Schachtel vor dem Scannen wie eine professionelle Kassierkraft öffnen, um zu kucken, ob beim Eierkauf alles mit rechten Dingen zugeht?

Andreas Maria Lugauer

 Fachmann fürs Leben

Im Gegensatz zur Schule hat man im Zivildienst viele nützliche Dinge gelernt. Zum Beispiel, dass man die Körper von Menschen, die sich selbst nicht mehr bewegen können, regelmäßig umlagert, damit keine Seite wund wird. Um anhaltenden Druck auf die Haut zu minimieren, wende ich auch heute noch die Pfirsiche in der Obstschale alle paar Stunden.

Friedrich Krautzberger

 Wahre Männer

Auto verkauft, weil das gute Olivenöl zu teuer geworden ist.

Uwe Becker

 Schock total

Wenn im Freibad dieser eine sehr alte Rentner, der sich beim Schwimmen kaum fortzubewegen scheint, der bei seinen zeitlupenartigen Zügen lange untertaucht und von dem man dachte, dass er das Becken schon vor langer Zeit verlassen hat, plötzlich direkt vor einem auftaucht.

Leo Riegel

 Hybris 101

Facebook und Instagram, die bekanntesten Ausgeburten des Konzerns Meta, speisen seit kurzem auch private Daten ihrer Nutzer in die Meta-eigene KI ein. Erst wollte ich in den Einstellungen widersprechen, aber dann dachte ich: Ein bisschen Ich täte der KI schon ganz gut.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 12.09.:

    "Heute detoxe ich im Manager-Retreat im Taunus": TITANIC-Chefredakteurin Julia Mateus im Interview mit dem Medieninsider.

Titanic unterwegs
13.09.2024 Stade, Schwedenspeicher Ella Carina Werner
14.09.2024 Frankfurt, Museum für Komische Kunst Bernd Pfarr: »Knochenzart«
16.09.2024 Wiedensahl, Wilhelm-Busch-Geburtshaus Hilke Raddatz mit Tillmann Prüfer
17.09.2024 Stadthagen, Wilhelm-Busch-Gymnasium Wilhelm-Busch-Preis Hilke Raddatz mit Bernd Eilert