Inhalt der Printausgabe

August 2001


Liebe Alice, liebe Verona...
Aus der Reihe: Wenn Frauen schreiben könnten
(Seite 2 von 7)


Überschrift
Da die männerdominierte "Bild"-Zeitung meinen Antwortbrief an Sie nicht mehr drucken will - angeblich war gestern schon Redaktionsschluß für die nächsten vierzehn Tage, haha, die glauben wohl, einer Frau können sie alles erzählen! -, weiß ich mir keinen anderen Rat und schicke ihn mit der Post. Die Post befördert ja leider keine offenen Briefe, daher mußte ich den Brief hinten zukleben. Ich hoffe, Sie wissen, wie man einen Brief öffnet, ohne daß einem das Make-Up aus dem Gesicht fällt und das Silikon aus den Brüsten spritzt. Wenn nicht, auch egal. Ihre letzte Äußerung zu unserem Streit enthält einige Punkte, die nicht unwidersprochen bleiben können. Erstens behaupten Sie, da ich Ihnen das Vorhandensein einer Seele abspreche, seien Sie für mich wohl ein Antichrist und somit der Teufel. Liebe Frau Feldbusch, ich freue und wundere mich zwar, daß Sie überhaupt mal reingeguckt haben, aber: da müssen Ihnen wohl Ihre dicken Silikontitten den Blick in die Bibel versperrt haben. Denn der Antichrist war und ist ja wohl immer noch ein Mann. Der Teufel ist ein Mann. Alle Männer sind Teufel. Sie dagegen sind eine seelenlose Barbiepuppe, da können Sie sich so viel Selen-Kapseln zwischen die aufgespritzten Lippen schieben, wie Sie wollen. Sie sind und bleiben das Produkt einer Männergesellschaft, allerdings eines, das sich freiwillig nach den perversen Phantasien notgeiler Wichser geformt hat. Zweitens unterstellten Sie mir "Stutenbissigkeit". Liebe Frau Feldbusch, darüber kann ich ja nur lachen. Sie wissen doch ganz genau, daß eine Frau jeden Mann haben kann, wenn sie nur will. Wir Frauen haben da so unsere Tricks, und damit meine ich nicht, sich die Oberweite mit Silikon aufzupumpen oder die Stimme mit Helium auf unterstes Micky-Maus-Niveau zu pitchen. So einen wie den Bohlen würde ich doch in zehn Minuten um den Finger wickeln! Nur, und das ist der kleine Unterschied zwischen uns beiden: Ich habe das nicht nötig. Drittens sagen Sie, ich sei Ihnen mittlerweile "ziemlich egal", was ich schade finde, nämlich schade für Sie. Natürlich sind Sie mir sowieso auch egal, egaler geht's gar nicht. Aber letzten Endes sind Sie ja doch auch eine Frau. Und da fallen Sie in meinen Geschäftsbereich. Sie, liebe Verona, sind kein Teufel, aber Sie haben etwas mit ihm gemeinsam: Sie sind ein gefallener Engel. Kommen Sie endlich zur Vernunft und lassen Sie sich von mir retten!

Beste Grüße,
Unterschrift
PS: Anbei schicke ich Ihnen das Bundesverdienstkreuz mit, ich brauche es nicht, es ist ein mir schon lange lästiges Phallussymbol. Sie können ja gerne einmal selber ausprobieren, ob man automatisch "mehr Intelligenz" bekommt, wenn man es anlegt!

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hello, Grant Shapps (britischer Verteidigungsminister)!

Eine düstere Zukunft haben Sie in einem Gastbeitrag für den Telegraph zum 75jährigen Bestehen der Nato skizziert. Sie sehen eine neue Vorkriegszeit gekommen, da sich derzeit Mächte wie China, Russland, Iran und Nordkorea verbündeten, um die westlichen Demokratien zu schwächen. Dagegen hülfen lediglich eine Stärkung des Militärbündnisses, die weitere Unterstützung der Ukraine und Investitionen in Rüstungsgüter und Munition. Eindringlich mahnten Sie: »Wir können uns nicht erlauben, Russisch Roulette mit unserer Zukunft zu spielen.«

Wir möchten aber zu bedenken geben, dass es beim Russisch Roulette umso besser fürs eigene Wohlergehen ist, je weniger Munition im Spiel ist und Patronen sich in der Trommel befinden.

Den Revolver überhaupt vom eigenen Kopf fernhalten, empfehlen Ihre Croupiers von der Titanic

 Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Rrrrr, Jesus von Nazareth!

Im andalusischen Sevilla hast Du eine Kontroverse ausgelöst, der Grund: Auf dem Plakat für das Spektakel »Semana Santa« (Karwoche) habest Du zu freizügig ausgesehen, zu erotisch, ja zu hot!

Tja, und wie wir das besagte Motiv anschauen, verschlägt es uns glatt die Sprache. Dieser sehnsüchtige Blick, der kaum bedeckte anmutige Körper! Da können wir nur flehentlich bitten: Jesus, führe uns nicht in Versuchung!

Deine Dir nur schwer widerstehenden Ungläubigen von der Titanic

 Ganz schön kontrovers, James Smith,

was Du als Mitglied der britischen Band Yard Act da im Interview mit laut.de vom Stapel gelassen hast. Das zu Werbezwecken geteilte Zitat »Ich feiere nicht jedes Cure-Album« hat uns jedenfalls so aufgewühlt, dass wir gar nicht erst weitergelesen haben.

Wir mögen uns nicht ausmalen, zu was für heftigen Aussagen Du Dich noch hast hinreißen lassen!

Findet, dass Provokation auch ihre Grenzen haben muss: Titanic

 Ach, Scheuer-Andi,

wie der Spiegel meldet, wird niemand für Sie in den Bundestag nachrücken. Da scheinen die Fußstapfen wohl einfach zu groß zu sein.

Die Besten gehen immer zu früh …

Weiß Titanic

 Prophetisch, »Antenne Thüringen«?

Oder wie sollen wir den Song verstehen, den Du direkt nach der von Dir live übertragenen Diskussion zwischen Mario Voigt und Björn Höcke eingespielt hast? Zwar hat der Thüringer CDU-Fraktionschef Höckes Angebot einer Zusammenarbeit nach der Wahl ausgeschlagen. Aber es wettet ja so manche/r darauf, dass die Union je nach Wahlergebnis doch noch machthungrig einknickt. Du jedenfalls lässt im Anschluss den Musiker Cyril mit seinem Remake des Siebziger-Lieds »Stumblin’ in« zu Wort kommen: »Our love is alive / I’ve fallen for you / Whatever you do / Cause, baby, you’ve shown me so many things that I never knew / Whatever it takes / Baby, I’ll do it for you / Whatever you need / Baby, you got it from me.« Wenn das nicht mal eine Hymne auf eine blau-schwarze Koalition ist!

Hätte sich dann doch eher »Highway to Hell« gewünscht: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Konsequent

Die Welt steckt in der Spermakrise. Anzahl und Qualität der wuseligen Eileiter-Flitzer nehmen rapide ab. Schon in wenigen Jahren könnten Männer ihre Zeugungsfähigkeit vollständig verlieren. Grund hierfür sind die Verkaufsschlager aus den Laboren westlicher Großkonzerne. Diese Produkte machen den Schädling platt, das Plastik weich und das Braterlebnis fettfrei und wundersam. Erfunden wurden diese chemischen Erfolgsverbindungen von – Überraschung – Y-Chromosom-Trägern. Toll, dass sich Männer am Ende doch an der Empfängnisverhütung beteiligen.

Teresa Habild

 Dual Use

Seit ich meine In-Ear-Kopfhörer zugleich zum Musikhören und als Wattestäbchen verwende, stört es mich gar nicht mehr, wenn beim Herausnehmen der Ohrstöpsel in der Bahn getrocknete Schmalzbröckelchen rauspurzeln.

Ingo Krämer

 Nicht lustig, bloß komisch

Während ich früher schon ein kleines bisschen stolz darauf war, aus einer Nation zu stammen, die mit Loriot und Heinz Erhardt wahre Zen-Meister der Selbstironie hervorgebracht hat, hinterfrage ich meine humoristische Herkunft aufgrund diverser Alltagserfahrungen jetzt immer öfter mit Gedanken wie diesem: Möchte ich den Rest meines Lebens wirklich in einem Land verbringen, in dem man während seiner Mittagspause in ein Café geht, das vor der Tür vollmundig mit »leckerem Hunde-Eis« wirbt, und auf seine Bestellung »Zwei Kugeln Labrador und eine Kugel Schnauzer« statt des fest eingeplanten Lachers ein »RAUS HIER!« entgegengebrüllt bekommt?

Patric Hemgesberg

 Gute Nachricht:

Letzte Woche in der Therapie einen riesigen Durchbruch gehabt. Schlechte Nachricht: Blinddarm.

Laura Brinkmann

 Gebt ihnen einen Lebenszyklus!

Künstliche Pflanzen täuschen mir immer gekonnter Natürlichkeit vor. Was ihnen da aber noch fehlt, ist die Fähigkeit zu verwelken. Mein Vorschlag: Plastikpflanzen in verschiedenen Welkstadien, damit man sich das Naserümpfen der Gäste erspart und weiterhin nur dafür belächelt wird, dass man alle seine Zöglinge sterben lässt.

Michael Höfler

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
30.04.2024 Hamburg, Kampnagel Martin Sonneborn mit Sibylle Berg