Inhalt der Printausgabe
Dezember 2000
Humorkritik
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Scherzböhnchen |
Wer war der erste Dichter? "Dichter Nebel umwallte die Erde." Wie hieß der biblische Josef mit Nachnamen? "Josef Floh aus Ägypten." Wer war der kleinste Mann? "David, denn er stand in Gottes Hut." Mit der Erzeugung solcher Scherzfragen brachten sich Bollerwagenladungen von Theologiestudenten in den Ruf, voll göttlichen Humors zu sein. Friedrich Hebbel berichtet in seinem Tagebuch, daß die Zensur in Hamburg sich zunächst nur die Rätsel und Scharaden von den Zeitungen vorlegen ließ, nach einiger Zeit mußten die Redakteure aber auch die Auflösungen anschleppen. Gebongt - aber was soll ich von dieser Geschichte halten: Da ließ sich ein Mann in einer Kneipenrunde vom Wirt genau neun Bohnen bringen. Er legte acht Bohnen fein nebeneinander. Die neunte Bohne plazierte er etwas weiter weg und fragte die neugierig Umsitzenden: "Welche historische Persönlichkeit ist das?" Man starrte die Bohnen an, man griff sich an den Kopf, man dachte nach. Keiner kam dahinter. Dabei ist die Lösung doch recht einfach. Der Scherzfrager deutete auf die eine, abseits zu liegen gekommene Bohne und rief triumphierend: "Bon-Aparte!" Klar, da hätten Dösbaddel aller Couleur auch selbst drauf kommen können. "Bon-Aparte!" So einfach läßt sich der "Weltgeist zu Pferd" (Hegel), der ja nur 1,51 Meter maß, darstellen. Das ist jedoch nicht alles, denn mit neun Linsen klappt die Sache auch. Einer der Gäste aus besagter Kneipenrunde hat die Sache bei einer anderen Gelegenheit nachgestellt. Er verlangte vom Wirt neun Bohnen, der hatte aber nur Linsen. Also legte der Mann neun Linsen in besagter Formation auf den Tisch. "Welche historische Person ist das?" Niemand kam darauf, bis der Mann die Lösung enthüllte: "Napoleon!" Ich kann, das will ich zugeben, eigentlich über die beiden Teile dieses Scherzfragenwitzes nicht so richtig lachen - wahrscheinlich, weil ich krampfhaft überlege, mit welcher Sorte Hülsenfrucht der Witz noch geht. |
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