Inhalt der Printausgabe

„Ich will ihre Pimmel sehen!“

Schwul, sexy, hart rechts: In der CDU sorgt Jens Spahn (36) derzeit für Glamour und Provokation gleichermaßen. Ist er der deutsche Milo Yiannopoulos?

Er liebt den großen Auftritt und die Provokation, nennt Frauke Petry zärtlich »Daddy« und sich selbst »die gefährlichste Schwuchtel Deutschlands«. Der Münsterländer Filou kombiniert Chic und Chichi mit Ausfällen gegen Muslime und Einwanderer. Wer ist diese glitzernde Drama-Queen, die der CDU den Sex zurückgeben will?

Geschmeidig wie eine Wildkatze: Jens Spahn auf dem Weg zum traditionellen Eintopfessen des CDU-Präsidiums

Herr Spahn, vor kurzem bezeichneten Sie sich selbst als »burkaphob« und beschwerten sich über »arabische Muskelmachos« in Ihrem Berliner Fitnessstudio, wegen deren Schamgefühl es jetzt erlaubt sei, in Unterhosen zu duschen. Sind Sie mit solchen Positionen in der CDU allein?

Aber nein, ich spüre da eine ganze Menge Leute hinter mir. Ähnlich wie bei meinen früheren Besuchen in dem Fitnessstudio, als es noch nicht komplett durchislamisiert war. Vielen Leuten geht es ehrlich gesagt auf die Nüsse, daß diese arabischen Muskelboys ihre Pimmel nicht herzeigen wollen. Ich sage diesen Leuten dasselbe, was ich auch meinen Praktikanten immer sage: Wer in diesem Land mittun will, muß auch zeigen, was er hat!

In einem anderen Interview äußerten Sie den Verdacht, die gesellschaftliche Mitte liege derzeit »rechts von der CDU«. Auf die wollen Sie zugehen. Gleichzeitig leben Sie mit Ihrem Partner Daniel Fünke zusammen, wollen mit ihm ein schwules Kind adoptieren. Wie, denken Sie, kommt das rechts von der CDU an?

Wissen Sie, ich erfahre aus vielen Briefen, daß der Ekel vor Muslimen derzeit Gott sei Dank größer ist als der Ekel vor Schwulen. Das gilt es jetzt mit beiden Händen abzumelken. Björn Höcke hat mir neulich im Vertrauen gesagt, wenn er wüßte, daß es Deutschland hilft, würde er auch mal einen Schwanz in den Mund nehmen. So was nimmt man dann doch dankbar mit!

Die Kanzlerin vertraut Spahn, nennt ihn zärtlich »Quasimodo«
Spahn liebt das Rampenlicht, zelebriert seinen Körper auch im Fernsehen

 

Mehr noch als Ihre Positionen machen Ihre extravaganten Auftritte von sich reden. Sie inszenieren sich als androgyner Dandy, provozieren auch die schwule Klientel mit bewußt schlecht geschnittenen Anzügen und ungepflegtem Trottelface. Ist das mehrheitsfähig?

Manchmal habe ich das Gefühl, die CDU ist eine Art Partei ohne Unterleib – an den Rollstuhl gefesselt, und alles läuft unten irgendwie als Soße raus. Das ist nicht meine Partei. Mit der CDU verbinde ich Recht, Ordnung, Kontrolle, stundenlanges Strammstehen, geile Fessel- und Dehnungsspiele. Merkel steht dagegen für einen Blümchenkurs, der viele in der Partei unbefriedigt läßt. Wenn ich dazu beitragen kann, daß sich diese Leute über mich und mein Gesicht entladen können, dann finde ich ein bißchen Sexiness nicht schlecht. Aber ich möchte natürlich meinen Hintern auch nicht zu weit aufreißen!

Wenn es der Partei dient, setzt sich Spahn neuerdings sogar den tödlichen Sonnenstrahlen aus
Paßt in keine Schubkarre: Immer wieder experimentiert Spahn auch mit Heterosexualität

 

Stichwort Merkel: In einem Buch verwendeten Sie im Hinblick auf die Flüchtlingskrise das Wort »Staatsversagen«, das man sonst nur aus AfD-Kreisen kennt.

Wir haben es zugelassen, daß die AfD ein Monopol auf irre Meinungen aufbauen konnte. Zum Beispiel: Wie erkläre ich einer deutschen Mutter, deren Sohn oder Tochter im Kugelhagel Afghanistans verreckt, daß sich blutjunge Afghanen hier auf Staatskosten gegenseitig einen runterholen? Wie erkläre ich einer weinenden deutschen Oma, daß sie sonntags nicht mehr in die Kirche gehen darf, weil Muslim-Machos dort eine Duschorgie veranstalten wollen? Wer solche Fragen nicht beantwortet, riskiert, den geisteskranken Teil unserer Wählerschaft zu verschrecken.

»Papa, ich bin schwul«: Jens Spahns schwerste Stunde. »Die Tracht Prügel werde ich so schnell nicht vergessen«, lacht er heute

 

Thema Krankheit: Sie sind im Bundesausschuß Gesundheit Ihrer Partei, dem- nächst erscheint Ihr Buch »Auf Pep beim Arzt«, in dem Sie sich für eine digitale Medizin einsetzen. Was ist darunter zu verstehen?

Mir schwebt da eine Art Grindr für Ärzte vor: Ich schildere meine Symptome in meinem Profil, dann werden Ärzte in meiner Nähe darüber informiert, und wer es mir dann am billigsten macht, hat gewonnen. Das ist dann eine Form der Homo-Heilung, von der wirklich alle profitieren.

Herr Spahn, wir danken Ihnen für dieses geile Gespräch.

Leo Fischer

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Merhaba, Berichterstatter/innen!

Wie die türkischen Wahlen ausgegangen sind, das konntet Ihr uns zu Redaktionsschluss noch nicht mitteilen; wohl aber, auf welche Weise Erdoğan seinen Gegenkandidaten Kemal Kılıçdaroğlu sowie dessen fortgeschrittenes Alter (74) während des Wahlkampfes lächerlich zu machen pflegte: »mit der veralteten Anrede ›Bay Kemal‹ (Herr Kemal)«. Niedlich, dieser Despoten-Ageismus. Auch wenn Erdoğans Exkurs ins Alt-Osmanische, den uns der Tagesspiegel hier nahebringen wollte, laut FAZ eher einer ins Neu-Englische war: »Der türkische Präsident nennt ihn«, Kılıçdaroğlu, »am liebsten ›Bye-bye-Kemal‹.«

Aber, Türkei-Berichterstatter/innen, mal ehrlich: Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass Erdoğan seinen Herausforderer schlicht als bestechlich brandmarken wollte (»Buy Kemal«)? Ihn als Krämerseele verspotten, als Betreiber einer provinziellen deutschen Spelunke (»Bei Kemal«)? Als »Bay-Kemal«, der den ganzen Tag am Strand von Antalya faulenzt? Als »By-Kemal«, der bald einen »By«-Pass braucht, als Tattergreis, der Nahrung nur noch in Matschform zu sich nehmen kann (»Brei-Kemal«)?

Erwägt doch, liebe Berichterstatter/innen, erst mal all diese Möglichkeiten und gebt byezeiten Bayscheid Eurer Titanic

 Ei Gude, Boris Rhein (CDU),

Ei Gude, Boris Rhein (CDU),

ständig vergessen wir, dass Sie ja hessischer und somit »unser« Ministerpräsident sind, und das immerhin schon seit einem guten Jahr! Es kann halt nicht jeder das Charisma eines Volker Bouffier haben, gell?

Immerhin hat ein großes Bunte-Interview uns nun an Sie erinnert. Dort plauderten Sie erwartungsgemäß aus dem Nähkästchen, wie bei der Frage, ob die erste Begegnung mit Ihrer Frau Liebe auf den ersten Blick gewesen sei: »Nein. Sie hielt mich für einen stockkonservativen JU-Fuzzi, mir hat sie zu grün gedacht, weil sie gegen die Atomversuche der Franzosen in der Südsee war.« Wie bitte? Ihre Frau war dagegen, idyllische Pazifik-Atolle in die Luft zu jagen? Haha, was für eine Hippie-Tante haben Sie sich denn da angelacht, Rheini?

Später im Interview wurde es dann sogar noch politisch. Zum Thema Migration fanden Sie: »Jeder, der uns hilft und unsere Werte akzeptiert, ist hier herzlich willkommen. Manche Migranten babbeln Frankfurterisch wie ich. Einige sogar besser.« Soso! Das sind also »unsere Werte«, ja? Wie gut jemand »Aschebäschä« sagen und mit Badesalz-Zitaten um sich werfen kann?

Bleibt zu hoffen, dass Sie nicht herausfinden, dass unsere Redaktion hauptsächlich aus unangepassten (Nieder-)Sachsen, Franken und NRWlerinnen besteht.

Wird sonst womöglich von Ihnen persönlich abgeschoben: Titanic

 Sorgen, Alexander Poitz (Gewerkschaft der Polizei),

machen Sie sich wegen des 49-Euro-Tickets. Denn »wo mehr Menschen sind, findet auch mehr Kriminalität statt«.

Klar, Menschen, die kein Auto fahren, sind suspekt, und dass die Anwesenheit von Personen die statistische Wahrscheinlichkeit für Straftaten erhöht, ist nicht von der Hand zu weisen.

Wir denken daher, dass Sie uns zustimmen, wenn wir feststellen: Wo mehr Polizist/innen sind, finden sich auch mehr Nazis.

Mit kalter Mathematik: Titanic

 Zur klebefreudigen »Letzten Generation«, Dr. Irene Mihalic,

Erste Parlamentarische Geschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, fiel Ihnen ein: »Mit ihrem elitären und selbstgerechten Protest bewirkt die ›Letzte Generation‹ das Gegenteil dessen, was wir in der aktuellen Lage bräuchten, nämlich eine breite Bewegung in der Gesellschaft, für konsequente Klimaschutzpolitik.«

Aber wäre es nicht eigentlich Ihr Job, für eine solche Bewegung zu sorgen? Oder sind Sie ganz elitär daran gewöhnt, andere für sich arbeiten zu lassen? Dann macht das Rummäkeln am Ergebnis aber schnell einen recht selbstgerechten Eindruck, und der kann ziemlich lange an einem kleben bleiben.

Wollte Ihnen das nur mal sagen:

Ihre breite Bewegung von der Titanic

 Huhu, Schwarzblauer Ölkäfer!

Du breitest Dich gerade fleißig aus im Lande, enthältst aber leider eine Menge des Giftstoffs Cantharidin, die, wie unsere Medien nicht müde werden zu warnen, ausreichen würde, um einen erwachsenen Menschen zu töten.

Wir möchten dagegen Dich warnen, nämlich davor, dass bald Robert Habeck oder Annalena Baerbock bei Dir anklopfen und um Dein Öl betteln könnten. Dass Rohstoffe aus toxischen Quellen oder von sonstwie bedenklichen Zulieferern stammen, hat uns Deutsche schließlich noch nie von lukrativen Deals abgehalten.

Kabarettistische Grüße von den Mistkäfern auf der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Suche Produktionsfirma

Das ZDF hat meine Idee »1,2 oder 2 – das tendenziöse Kinderquiz« leider abgelehnt.

Rick Nikolaizig

 Der Kult-Comic aus dem Kreißsaal:

»Asterix und Obstetrix«

Fabio Kühnemuth

 Autobiografie

Ich fahre seit dreißig Jahren Auto. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen. Es ist ein laufendes Verfahren.

Luz Laky

 Aus dem Kochbuch des Flexikannibalen

Lehrers Kind und Pfarrers Vieh
Gebraten: gern.
Gedünstet? Nie!

Mark-Stefan Tietze

 Body Positivity

Kürzlich habe ich von einem Mordfall in einem Fitnesscenter gelesen. Stolz schaute ich an mir herunter und kam zum Befund: Mein Körper ist mein Tempel Alibi.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Sonneborn/Gsella/Schmitt:  "Titanic BoyGroup Greatest Hits"
20 Jahre Krawall für Deutschland
Sie bringen zusammen gut 150 Jahre auf die Waage und seit zwanzig Jahren die Bühnen der Republik zum Beben: Thomas Gsella, Oliver Maria Schmitt und Martin Sonneborn sind die TITANIC BoyGroup. In diesem Jubiläumswälzer können Sie die Höhepunkte aus dem Schaffen der umtriebigen Ex-Chefredakteure noch einmal nachlesen. Die schonungslosesten Aktionsberichte, die mitgeschnittensten Terrortelefonate, die nachdenklichsten Gedichte und die intimsten Einblicke in den SMS-Speicher der drei Satire-Zombies – das und mehr auf 333 Seiten (z.T. in Großschrift)!Wenzel Storch: "Die Filme" (gebundene Ausgabe)
Renommierte Filmkritiker beschreiben ihn als "Terry Gilliam auf Speed", als "Buñuel ohne Stützräder": Der Extremfilmer Wenzel Storch macht extrem irre Streifen mit extrem kleinen Budget, die er in extrem kurzer Zeit abdreht – sein letzter Film wurde in nur zwölf Jahren sendefähig. Storchs abendfüllende Blockbuster "Der Glanz dieser Tage", "Sommer der Liebe" und "Die Reise ins Glück" können beim unvorbereiteten Publikum Persönlichkeitstörungen, Kopfschmerz und spontane Erleuchtung hervorrufen. In diesem liebevoll gestalteten Prachtband wird das cineastische Gesamtwerk von "Deutschlands bestem Regisseur" (TITANIC) in unzähligen Interviews, Fotos und Textschnipseln aufbereitet.
Zweijahres-Abo: 117,80 EURHans Zippert: "Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten", signiertJahrelang lag TITANIC-Urgestein Hans Zippert in der Sonne herum und ließ Eidechsen auf sich kriechen. Dann wurde er plötzlich Deutschlands umtriebigster Kolumnist. Viele fragen sich: Wie hat er das bloß verkraftet? Die Antwort gibt dieses "Tagebuch eines Tagebuchschreibers": gar nicht. Von Burnout-, Schlaganfall- und Nahtoderfahrungen berichtet Zippert in seinem bislang persönlichsten Werk – mal augenzwinkernd, mal mit einer guten Portion Schalk in den Herzkranzgefäßen. Nie war man als Leser dem Tod so nahe!
Titanic unterwegs
03.06.2023 Berlin, Moden Graphics Oranienstraße Katharina Greve
03.06.2023 Frankfurt, Kulturhaus »Das HAU-Projekt«
06.06.2023 Essen-Steele, Grend Thomas Gsella
06.06.2023 Berlin, Pfefferberg Theater Hauck & Bauer mit M. Wurster und Krieg und Freitag