Inhalt der Printausgabe

Rette sich, wer kann!

Die Welt versinkt im Chaos, doch Deutschland fehlt ein zeitgemäßes Katastrophenwarnsystem. Die Sirenen aus dem Kalten Krieg sind abgebaut, das satellitengestützte Notfallnetz von 2001 erreicht nur die runzligen Couchpotatoes an den Rundfunkgeräten. Noch in diesem Jahr will die Regierung daher eine zukunftsweisende Smartphone-App bereitstellen – damit niemand mehr die Apokalypse einfach verschläft!

Bislang erfuhr man vom alljährlichen Jahrhunderthochwasser erst, wenn es schon zu spät war: wenn TV-Teams an der Tür klingelten und vor den Fenstern plötzlich Politiker in Gummistiefeln herumirrten. Die prompte Warnung aus der Katastrophen-App erlaubt es nun, unverzüglich nach Hause zu rudern und das Wichtigste aus dem Keller in Sicherheit zu bringen (Gummistiefel, Schwimmflügel, Leichen).

Nach Chemie- oder Physikunfällen herrscht oft dicke Luft, die einem die Innereien verätzt. Die neue App schützt dagegen mit einer Sauerstoffmaske, die im Falle hoher Giftkonzentration automatisiert aus ihr herausfällt, bei billigen Prepaid-Handys alternativ eine Wäscheklammer. Doch wie gewohnt gilt: Helfen Sie erst sich selbst, dann Kindern und Betrunkenen!

Schon kurz nachdem feindliche Nuklearraketen in den heimischen Luftraum eingedrungen sind, schlägt die App zuverlässig Alarm. So bleibt genügend Zeit für Panik und Flucht. Anschließend warnt die App vor der nächsten Katastrophe, dem Monsterstau, und empfiehlt zum Ausweichen Landstraßen und verträumte Feldwege.

Im schlimmstmöglichen Katastrophenfall bietet die App ein letztes Refugium: die Cloud, in die man sich bequem hochlädt, nachdem man sich mit einem Körperscanner selbst digitalisiert hat. Nach Ende der Katastrophe kann man sich dann mit einem 3D-Drucker sicher wiederherstellen. Bitte daran denken, ausreichend Toner mitzunehmen – für den gewünschten Farbton der Haut!

Jede Technik birgt ihre Tücken, und sei sie noch so fortgeschritten. Sie sollten Ihre Katastrophenschutz-App daher regelmäßig auf dem neuesten Stand halten. Räumen Sie ihr alle erforderlichen Berechtigungen ein, damit es im Ernstfall nicht zu unliebsamen Überraschungen kommt.

Stephan Rürup / Mark-Stefan Tietze

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg