Inhalt der Printausgabe

Titanic-Büro, Mittagskonferenz. Wie so oft rätselt die Redaktion über die Bedeutung der Kritzelzeichnungen auf Seite 4 der Süddeutschen Zeitung. Kann denn niemand erklären, was das alles zu bedeuten hat?

Oder wenigstens zum Telefonhörer greifen, sich als harmloser Gymnasiallehrer ausgeben und den Verantwortlichen ein paar Fragen stellen?

TITANIC Schönen guten Tag, Wagner, Siemens-Gymnasium Magdeburg. Ich unterrichte Deutsch und Geschichte, und wir befassen uns im Unterricht mit der Süddeutschen und ihren Karikaturen. Aus der Karikatur vom Montag sind wir aber nicht schlau geworden, das war diese Fußball-Karikatur. Es waren kastenförmige Männchen zu sehen und Frauen, die durchwinken, und ein Fußball, der wohl das Weiblichkeitssymbol darstellen soll…

SZ Mmmh. Also, wenn Sie uns eine Mail schicken, leite ich das weiter…

TITANIC Von Ihnen kann das niemand erklären?

SZ (unsicher) Da müssen Sie sich mit der Chefredaktion in Verbindung setzen. Das wird dort entschieden. Der Diensthabende schaut sich das an und sagt: »Paßt so. Könnte man doch so machen« – oder so.

TITANIC Auch wenn man es nicht versteht?

SZ Ähm, ja. Sehr unterschiedlich. Künstler sind auch sehr empfindlich manchmal. (lacht) Aber da müssen Sie wirklich mit dem Diensthabenden sprechen! Das war diese Woche der Herr Prantl.

Doch Heribert Prantl ist ein vielbeschäftigter Mann; auf Folgeanrufe reagiert er nicht, läßt sich von seiner Sekretärin verleugnen (»Der hat gar keine Zeit heute, und morgen fährt er zwei Wochen in Urlaub!«). Aber kein Problem! Klassenlehrer Wagner wendet sich einfach direkt an den Künstler – Wolfgang Horsch im württembergischen Niedernhall.

Wolfgang Horsch:
»Ich weiß es nicht,
Herr Wagner,
ich weiß es nicht!«

TITANIC …fußballspielende Männer und Frauen, das habe ich aber nicht ganz verstanden…

Horsch Die war nicht von mir.

TITANIC (überrascht) Ah, die war nicht von Ihnen?

Horsch Nee, ich war am Dienstag drin. Das ist der Kollege Oliver Schopf in Wien.

TITANIC Ach, das kann sein! Weil, äh… (ranschmeißerisch) weil Sie mir gegenwärtiger sind als der Kollege – wie heißt er? – Schopf? Aber vielleicht können Sie mir trotzdem helfen, als Mann vom Fach…

Horsch (lacht verlegen) Ähm, ich schau grad mal, ob ich die Zeitung finde. (Rascheln im Hintergrund) So, ich habe es jetzt vor mir. Es geht um Männer- und Frauenfußball, das ist klar.

TITANIC Das ist klar. Aber ist das ein Frauenbein oder ein Männerbein?

Horsch Da fragen Sie mich jetzt auch zuviel. Das ist wahrscheinlich ein Frauenbein, wenn es auch recht kräftig gezeichnet ist…

»Das hat wahr-
scheinlich keinen
tieferen Sinn.«

TITANIC So richtig schlau wird man nicht daraus…

Horsch Nee, nee. Also es sind ja die Männer, der Mann steht im Tor, die Männer machen die Freistoßmauer, die die Frauen durchbrechen. Einen Freistoß schießen durch den Männerfußball.

TITANIC Also, die Frauen spielen gegen die Männer? Dann müßten die aber einander gegenüberstehen!

Horsch (belehrend) Das ist ja die Freistoßmauer! Das ist ja beim Fußball so, daß die sich auch in die Mauer vom Gegner reinstellen und sich dann wegducken, und der Ball geht dann zwischendurch.

TITANIC (versteht) Eine Unisex-WM!

Horsch Genau.

TITANIC Die Frauen schießen mit Männerbeinen und weiblichen Fußbällen auf Männer. (Pause) Was kann man da für einen Gedanken ableiten?

Horsch (lacht) Das hat wahrscheinlich keinen tieferen Sinn, außer daß der Frauenfußball den Männerfußball über-tönt oder im Moment halt überspielt. Schade, ich hätte das anders gezeichnet.

TITANIC (gespannt) Wie denn?

Horsch Ich weiß nicht, aber so nicht. Mir ist das auch nicht eingängig gewesen so kurzfristig.

TITANIC Meine Schüler wußten auch nicht so richtig etwas damit anzufangen. Wir haben noch überlegt, ob der Ball jetzt der Reichsapfel ist…

Horsch (angetan) Aber das ist eine gute Idee!

TITANIC (abwehrend) Ja doch, auch wenn es nirgendwohin führt. Wie hätten Sie es denn gezeichnet?

Horsch (erschöpft) Ich weiß es nicht, Herr Wagner, ich weiß es nicht! Ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, das gegeneinander auszuspielen, Männer- und Frauenfußball. Aber er ist ein anderer Mensch als ich, das ist einfach so…

Nicht ganz schlüssige Freistoßmauern ohne tieferen Sinn? Wolfgang Horsch kann uns nicht helfen – aber er ist ja auch ein anderer Mensch als sein Kollege Schopf. Wenigstens dessen Wiener Telefonnummer hat er für uns parat.

Oliver Schopf: »Absolut okay, daß man nachfragt«

TITANIC …»Freistoß« hieß die, und wir sind nicht ganz klargekommen, zu keinen Ergebnissen.

Schopf (schallend) Kommt auch vor!

TITANIC Kommt das vor?

Schopf Naja, klar. Ist ja nicht so… (fokussiert) Sie wollen wissen, was eigentlich die Kernaussage ist. Die Kernaussage ist schlicht und einfach, äh, äh: Es geht praktisch hier um die Gleichberechtigung der Frauen, diesbezüglich auch im Fußball. In dem Fall spielen die Frauen, die in dem grünen Dreß sind sozusagen, gegen die Männer, die praktisch ja die Mauer machen, daher auch das männliche Symbol auf den Trikots drauf… Also, die Männer machen die Mauer und die Frauen mit dem Frauenfußball mit dem Frauenzeichen, die schießen jetzt den Freistoß und versuchen durch diese Männerbastion praktisch durchzukommen und eben ein Tor zu landen. (holt Atem) Das ist die Aussage.

TITANIC (unsicher) Ah so. Und wieso haben die Frauen einen Freistoß bekommen?

Schopf Da kann man natürlich weiter zurückphilosophieren. (weiter zurückphilosophierend) Vielleicht ist einmal eine Frau von einem Mann gefoult worden, und das ergibt jetzt einen Freistoß wegen der Ungleichbehandlung.

TITANIC (genauso wirr) Ist die gerade stattfindende Frauen-WM sozusagen der Freistoß?

Schopf Das war der Anlaß. Mir ging es praktisch um die Auseinandersetzung zwischen den Männern und Frauen natürlich auf allen Berufsgebieten. Sie kennen ja auch die ganze Diskussion, ob man Frauen jetzt in die Chefetagen wählen soll. Jetzt haben wir jüngst wieder eine neue IWF-Chefin bekommen, was ja auch sehr erfreulich ist. Also, es geht im Grunde genommen um dieses Problem, aber ich hab’s praktisch aufgehängt auf den Fußball. Und es ist auch bei der Frauen-WM so, daß die eine gewisse Aufmerksamkeit bekommt, was ja auch gut ist.

»Es geht um
diese Problematik schlechthin.«

TITANIC Gut, dann werde ich mal versuchen, das meinen Schülern zu vermitteln.

Schopf (setzt noch mal an) Wie gesagt, es ist jetzt keine Kommentierung der Frauen-WM an und für sich. Die eigentliche Aussage ist praktisch die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, daß die Frauen zum großen Teil noch immer nicht die Rechte haben, Löhne usw. – Sie kennen das alles –, die die Männer haben, und eben jetzt hier sozusagen den Angriff starten, weil sie auch einmal gefoult wurden. Es geht um diese Problematik schlechthin. Man hätte natürlich ein anderes Bild nehmen können, man könnte es auch mit Baseball machen oder mit Basketball. Man könnte es auch in eine andere Geschichte umtransponieren. Also das war praktisch nur das Bild.

TITANIC Da sind wir jetzt leider nicht drauf gekommen, aber das hilft uns ja jetzt weiter.

Schopf (gönnerhaft) Kommt vor. Aber das ist ja auch absolut okay, daß man nachfragt.

Frauen, die praktisch durch eine Männerbastion hindurch ein Tor zu landen versuchen, zeigen sozusagen praktisch die Auseinandersetzung auf allen Berufsgebieten, die man sozusagen auch in Baseball hätte umtransponieren können – erklärt das alles? Wenn es okay ist, nachzufragen, sollten wir Oliver Schopf sicherheitshalber noch einmal verwechseln, diesmal mit seinem Münchner Kollegen Pepsch Gottscheber.

Pepsch Gottscheber:
»Kollegen, die am
sogenannten Desk sitzen«

TITANIC (erneut überrascht) …ach, das war nicht von Ihnen?

Gottscheber Das ist der Oliver Schopf.

TITANIC Der Herr Schopf, ach so… Aber vielleicht können Sie mir helfen, Sie sind ja selber vom Fach…

Gottscheber (zurückhaltend) Das war ein bißl ein Rätsel, irgendwie! (lacht) Da wollte er wohl diese – ich weiß nicht – diese ganze Diskussion, diese alten Aussagen und das Neue, daß sie jetzt so athletisch sind… so dunkel erinnere ich mich an die Zeichnung. Normalerweise macht der Schopf ja eigentlich schon Sachen, die man verstehen kann, aber die habe ich auch nicht ganz kapiert. (zusammenhanglos) Die war in Farbe, ne?

TITANIC Die Männer sind blau und die Frauen sind grün! Sie könnten mir interpretatorisch nicht weiterhelfen?

Gottscheber Ich glaube, es ging da irgendwie um diese Vorurteile gegenüber dem – daß man dem begegnen muß. Ich wußte auch nicht, was der Schopf mir so erzählt damit. (vertraulich) Ich sag ja, er ist eigentlich ein guter Kollege, aber in dem Fall … Wir haben ja alle immer mal so Momente, wo wir etwas machen, wovon wir eigentlich überzeugt sind, aber… (bremst sich) Aber ich finde es generell schön, daß sie mit Ihren Schülern über Karikatur plaudern!

»Der Zwang
zur Lustigkeit ist
derartig groß«

TITANIC (großzügig) Ja, wir werden auch eine von Ihnen wahrscheinlich mal dabeihaben. Dann kann ich mich ja wieder melden, für Erklärungen.

Gottscheber (beginnt zu fachsimpeln) Das würde mich insofern interessieren, weil ich stelle ja einen Trend zur totalen Veralberung fest. Durch immer mehr Sprechblasen, immer mehr… Also, daß auch ernste Themen meistens irgendwie auf eine sehr merkwürdig alberne Sache… (kommt ins Schwimmen) Also, der Hang, der Zwang zur Lustigkeit ist derartig groß, daß die Ernsthaftigkeit manchmal verlorengeht…

TITANIC Das muß in der Karikatur nicht sein, meinen Sie?

Gottscheber (verheddert sich) Nein, die kann schon – die soll – Karikatur hat ja Unterhaltungsfaktor auch, aber… mir geht es so – nicht bei der Süddeutschen, das muß ich extra betonen, für die ist es nach wie vor wunderbar zu arbeiten – aber (entschlossener). Es gibt andere Zeitungen in Deutschland, da ist man abhängig von schreibenden Kollegen, die am sogenannten Desk sitzen. Die oft überhaupt keinen Zugang haben, die ganz glücklich sind, wenn sie viele Worte in einer Karikatur finden, weil sie dann eher etwas damit anfangen können! Das finde ich ein bißl schad. (kühn) Meiner Ansicht nach tragen viele schreibende Kollegen dazu bei, daß es mit der Karikatur qualitativ ziemlich nach unten geht.

TITANIC Hm, auch eine Fachmeinung. Aber der betreffenden Karikatur hätte vielleicht eine Sprechblase nicht geschadet, um sie zu erklären!

Gottscheber Jaha! (fröhlich) Das ist natürlich auch immer blöd, wenn man einen Text braucht, um zu erklären. (einsichtig) Aber wenn es dadurch deutlicher wird, dann ist es natürlich schon einfacher. Ich mache ja auch Sprechblasen. Aber inzwischen gibt es ja Karikaturen, da sind die Sprechblasen schon fast länger als der Leitartikel daneben.

So ist das also: Die schreibenden Kollegen vom sogenannten »Desk« zwingen Gottscheber und Schopf zu albernen Sprechblasen in Leitartikellänge, so daß es mit der Karikatur qualitativ nach unten geht! Weiß denn wenigstens Gustav »Ironimus« Peichl Rat? Immerhin zeichnet der Mann schon seit 1954!

Gustav Peichl:
»Weil sie ja keinen
Penis haben!«

Peichl (abwehrend) …nein, nein, die war nicht von Ironimus. Ich bin Ironimus, aber diese Zeichnung ist nicht von mir! Die Zeichnung ist von einem anderen Kollegen – und ich fand’s ganz lustig, die Zeichnung! (professionell) Aber wenn Sie mich was fragen: Ich geh darauf ein, ich kann Ihnen schon antworten!

TITANIC Sie haben diese Zeichnung verstanden?

Peichl (selbstsicher) Ich hab sie schon verstanden! Schau, das Wesentliche ist ja die Auseinandersetzung oder der Gleichklang, oder wie man es nennen will, zwischen Männerfußball und Frauenfußball. Jetzt weiß man, daß, wenn ein Elfmeter – nein, ein Elfmeter nicht – ein Strafstoß geschossen wird…

TITANIC Ein Freistoß.

Peichl Freistoß heißt das, ja, ich bin kein Fußballer. In diesem Freistoß machen dann die Männerfußballer immer eine Mauer. Und da halten sie sich mit ihren Händen bei den Geschlechtsteilen, daß, wenn ein scharfer Schuß kommt, die da nicht getroffen werden beim Fiffi – oder wie nennt ihr das?

TITANIC Penis.

Peichl Ja, beim Penis. Ja, das hat er gezeichnet, und dazwischen die Frauen, wie sie jubeln und wie die das nicht notwendig haben, daß sie sich schützen müssen beim Penis, (fachmännisch) weil sie ja keinen Penis haben!

TITANIC (nicht ganz überzeugt) Ah, okay – so war das gemeint.

Peichl So meine ich. Ich kann einen Kollegen nicht interpretieren. (gekonnt überleitend) Ich hab heute in der Süddeutschen eine Zeichnung mit den Griechen, daß sie die Hürde genommen haben…

TITANIC (mäßig interessiert) Wie sieht die denn aus? Ich hab noch nicht in die Zeitung gesehen, ich war mit Unterrichten beschäftigt…

Peichl Das ist natürlich schlecht! Es ist schon halb drei, und Sie haben die Süddeutsche noch nicht gesehen! Also: Da ist eine Hürde, die ist genommen. Mit dem Sparpaket hüpft er grad mit Müh und Not drüber, hat aber links davon schon wieder die nächste Hürde, wo man nicht weiß, ob er die schafft.

TITANIC (begriffsstutzig) Und was bedeutet das?

Peichl (geduldig) Na ja, daß man feststellen muß, daß die Hürde genommen wurde, aber daß das noch lange nicht das Ende ist für die griechische Regierung und die griechischen Bürger!

TITANIC Ach so, das ist auch wieder eine Sportmetapher.

Peichl Das ist eine Sport… – aber, na ja, das ist (immer noch geduldig) ka-ri-kiert. Eine Karikatur macht ja Dinge sichtbar, die die Schreiberlinge, also die Journalisten der schreibenden Zunft, nicht schaffen. Die drucksen und schreiben immer umeinander, machen aber nicht sichtbar, was die Karikatur machen soll!

TITANIC Aber wenn man dann anrufen muß, weil man nicht weiß, was das bedeutet…

Peichl (einsichtig) Mein Gott, das ist halt so. Ich kriege oft Leserbriefe von Kollegen – äh, von Lesern, die sich auch nicht auskennen und fragen mich dann was, oder rufen mich an, so wie Sie. Ich möchte ja, daß die Leser Freude haben und daß sie auch verstehen, was ich zeichne.

»Aber der Schopf
ist ein sehr guter Zeichner!«

TITANIC Die vom Herrn Schopf, die war doch komplizierter. Es hat auch der Fußball so ein Kreuz unten dran, wie der Reichsapfel.

Peichl Ach, der Ball. (wieder dozierend) Das Zeichen des Männlichen ist ja der Pfeil, das Weibliche ist ein Kreuz nach unten. Da hat der halt geglaubt, er muß das noch deutlicher machen. Find’ ich unnötig. Hätt’ er gar nicht machen müssen.

TITANIC Hätten Sie nicht gemacht?

Peichl (wirr, beharrlich) Aber der Schopf ist ein sehr guter Zeichner!

TITANIC Und das Bein vorne, ist das ein Frauenbein oder ein Männerbein?

Peichl Das wird von einer Frau sein, glaube ich.

TITANIC (bestimmt) Es ist aber sehr muskulös.

Peichl Na die Frauen, schauen Sie an – die sind ja im Spiel sehr muskulös!

TITANIC (trotzig) Also, die auf der Zeichnung sind sehr dünn!

Peichl Na ja, das ist eben die Karikatur. Darf ich Sie fragen, wie alt sind Sie denn?

TITANIC Ich bin dreißig.

Peichl Ah so. Na sehr gut. Da hab ich Kinder mit dreißig. Mit fünfzig hab ich Kinder schon. Ich bin ein alter Herr.

TITANIC Ja, sind Sie schon?

Peichl (vage) Ja ja, ich fühl’ mich sehr wohl. Ich möchte in meinem Alter, ich bin jetzt dreiundachtzig, nur Dinge haben, die mich interessieren. Alles andere will ich nicht mehr.

TITANIC Und Zeichnen interessiert Sie noch?

Peichl (erschöpft) Na ja. Muß ja. (reißt sich zusammen) Macht mir ja Freude!

TITANIC Das ist schön. Dann vielen Dank für die Interpretation!

Peichl Viel Erfolg. Grüßen Sie die Schüler, die sollen weiter gute Karikaturen lernen!

Jetzt ist alles klar: Gute Karikaturen können Dinge sichtbar machen, z.B. Hürden. Schreiber brauchen dafür viele Worte und Leitartikel, die manchmal so lang sind wie Sprechblasen. Und in denen kann man dann kryptische Zeichnungen prima erklären:

Wolff / Ziegelwagner

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Briefe an die Leser

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg