Inhalt der Printausgabe
Christian Meurer - Die Tonbandtoten (I)
(Den gesamten Text finden Sie im Heft)
(...)
Die Schlußpointe hatte er sich für die Beerdigung am 21. Oktober aufgespart: Die befreundete Ellen Thorlin hörte plötzlich eine innere Stimme »Kanal 4« sagen. Ein paar Minuten vor der Beisetzung stellte ihr Mann den vom schwedischen Fernsehen ungenutzten Kanal an. Der Fernseher zeigte nur ein Flimmerbild: Ich saß vor dem Fernsehapparat und hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, – als plötzlich etwas ganz Merkwürdiges auf dem Bildschirm zu sehen war. Das Flimmern verschwand, und eine Stille trat ein.« Claude Thorlin glaubte schon, der Apparat sei kaputtgegangen, als plötzlich ein Lichtpunkt sich auf dem Fenster des Bildschirms offenbarte. Augenblicklich nahm ich meine Polaroid-Kamera und war schußbereit. Der Lichtpunkt auf dem Bildschirm expandierte schnell, ging weg und kam hastig zurück. Ungefähr so, als wenn man seine Hand öffnet und schließt für 6-7 Sekunden. Genau im richtigen Augenblick (warum, das habe ich hinterher nicht verstanden) drückte ich auf den Auslöser der Kamera. Dann kam wieder das Flimmern und Brausen auf dem Fernsehapparat. Als ich danach in der Küche auf der Fensterbank saß und das Polaroid-Bild in der Hand hielt, merkte ich, daß Ellen vom Dachboden kam und mir über die Schulter schaute. »Herrgott, das ist ja Friedel!« erschreckte sie sich. Auf dem Foto, das ich in meiner Hand hielt, hatte sich ein Gesicht herausgearbeitet. Natürlich, das Bild ist sehr unscharf, aber es ist kein Zweifel, daß unser alter Freund Friedrich Jürgenson dort Modell saß.