Inhalt der Printausgabe

Die Großen 8

Sie kämpfen für Freiheit, Gerechtigkeit und Wohlstand für alle: Michael Knight und sein sprechendes Wunderauto K.I.T.T. Diese Herrschaften dagegen, na ja, Schwamm drüber!

Shinzo Abe

Der japanische Premier­minister Shinzo Abe 3.0 ist der erste vollelektronische Politiker aus der Schmiede des Unterhaltungsgiganten Sony. Er wurde im Mai 2005 erstmals auf der Politikmesse in Yu-Gi-Oh als Nachfolger von Premierministerin Tama Gotchi vorgestellt und war wegen seiner Abwärtskompatibilität insbesondere bei der japanischen Unterwelt (Jakuzzi) sehr beliebt, bis ein Fehler in seiner Emotion-Engine zum Dual-Schock der Öffentlichkeit führte: Erst trennte er sich von seiner Frau Honda, dann machte er seinen Schwager Ray Blue (»Blue-Ray«) zum Gran-Turismo-Minister – eine Fehlentscheidung, die von der Weltpresse als »Tera-Flop« kritisiert wurde. In Heiligendamm will Shinzo Abe sich für einen Anschluß Afrikas an das Internet und die Alphabetisierung der Dritten Welt stark machen und sich danach nur noch mit »Shinzo Abece« anreden lassen.

Tony Blair

Der ehemalige Geliebte von Prinzessin Lady Di, Prinz Phillipp und Lord Sandwich spielt gerne den liebens­werten Trottel: Mal ißt er die Suppe mit der Gabel, mal tut er Milch in den Tee. Geschätzt wird der Sohn englischer Reisbauern für sein Talent, verfahrene Situationen, etwa am Konferenztisch oder in der Büffetschlange, durch heitere Impromptus zu entkrampfen: Immer wieder kolportiert wird, Blair habe beim 05er-Gipfel den ob der zu kleinen Auswahl an Alkoholika tobenden russischen Präsidenten Jelzin darauf hingewiesen, er, Jelzin, sei eigentlich gar nicht Jelzin, sondern der praktisch abstinente Präsident Putin! »That was fun«, wie »Tony Blairwitch« (Kollegenspott) in typisch uneitler Manier später selber fand. Der englische Premiermagister (Astrologie, Englisch) will sich auf dem Gipfel verstärkt für die Stärke der globalen Weltwirtschaft starkmachen und dabei energisch gegen eine Rückkehr zum Staatsmonopolbolschewismus votieren.

George W. Bush

Der mächtigste Mann der Welt, wie George Walker Bush von Freund und Feind genannt wird, wird, da sind sich die Beobachter einig, die internationale Politik ansprechen und dabei erstmals auch eine Mitverantwortung der USA für das gute Weltklima einräumen. Bundeskanzlerin Merkels Idee vom »Dritten Weltkrieg« wird Bush allerdings kaum gutheißen, weil er um seine Umfragewerte fürchtet, die seit dem Desaster im Irak auf SPD-Niveau dümpeln – und Bush auf Augenhöhe mit Kurt Beck, der nicht einmal eingeladen ist? Wer ist dieser Beck überhaupt? Gut, Merkel, das hat er, Bush, sich gemerkt, ist wohl irgendwie Königin von Deutschland, und Deutschland ist das Land zwischen Frankreich und, na, Sowjetunion. Aber Beck? War dessen letzte Platte nicht genauso scheiße wie alle seit »Sea Change«? Der amerikanische Präsident hofft, daß diese und andere Fragen nicht wieder den ewiggleichen Drittweltklamotten zum Opfer fallen: Krieg um Wasser, wie doof ist das denn!

Jacques Chirac

Kurz vor dem Ende seiner zwölften Amtszeit als Oberpräsident von Frankreich will es Jacques Chirac noch einmal wissen: Wie genau behindert der westeuropäische Monopolkapitalismus die Entwicklung der Dritten Welt? Welche Rolle und Funktion haben demokratisch gewählte Volksvertreter als Agenten der Bourgeoisie und ihrer Herrschaftsinteressen? Und schmeckt Bier auf Wein nun fein oder nicht? Die übrigen Teilnehmer fürchten sich fast schon traditionsgemäß vor den bohrenden Fragen von »Jacques Weindepot« (Jürg Altwegg, FAZ) und sind heilfroh, daß sie so gut wie kein Französisch können. Chirac als Elder Statesman der Gipfelrunde will sich in Heiligendamm für die Verbesserung der Seniorenspeisung (crème de démenthe) einsetzen und die Todesstrafe für Falschparker einführen, natürlich nur in enger Absprache mit den europäischen Nachbarn.

Stephen Harper

Der kanadische Landesvorsitzende regiert traditionell nur mit dem Fell eines im Schlaf erwürgten Grizzlybären bekleidet und will so auch auf dem Gipfel in Heiligendamm erscheinen. Ungeklärt ist allerdings bis­lang, ob der Kanadier sich auch in Deutschland ausschließlich vom rohen Fleisch ungeborener Seehundbabys ernähren darf, die er jeden Morgen eigenhändig aus dem Leib unschuldig guckender Robben reißt. Begleitet wird Harper in Deutschland von zwei Dutzend Mounties, die die deutschen Globalisierungsgegner mit vergorenem Walfischtran gefügig machen und dann nach Kanada verschiffen sollen, wo sie zur Besiedlung des flächenmäßig zweitgrößten Landes der Welt Verwendung finden werden. Als sicher gilt schon jetzt, daß Harpers Plan, die Dritte Welt durch eine Pipeline aus Kanada mit Ahornsirup zu versorgen, bei den anderen Gipfelteilnehmern auf Wohlwollen stoßen wird.

Angela Merkel

Die deutsche G8-Präsidentin ist sich ihrer besonderen Verantwortung für das allseitige Gelingen von Dialog und Partnerschaft auf europäischer wie auch insbesondere auf transatlantischer Ebene, fußend auf den europäisch-abendländischen Prinzipien Gleichheit, Hoffnung, Miteinander, für mehr Freiheit, aber auch Verantwortung sowie den Dialog in einer freiheitlichen, demokratischen, die Menschenrechte mit Füßen tretenden Zivilgesellschaft auch und gerade in Anbetracht von Freiheit, mehr Freiheit, aber auch Verantwortung für Frieden, Wohlstandsimpulse für alle und die armen Neger, die man auch nicht schlagen soll, nicht einmal, wenn man Lust dazu hat. Merkel hofft hier auf Einigkeit in allen wichtigen Punkten.

Romano Prodi

Der kleine Italiener ist der Sunnyboy des G8-Gipfels: Seine legendäre gute Laune hat ihm in seiner Heimat bereits sieben Wiederwahlen, zwei Ehefrauen, drei Scheidungen und ungezählte außereheliche Kinder eingebracht. International bekannt geworden ist der Olivenölmillionär durch seinen »Kaufrausch von Venedig« (Südwestdeutsche Zeitung) zwischen 1984 und 1987, als er das halbe Land und einen Fußballclub (Fellatio Rom) kaufte. Die andere Hälfte gehört nach wie vor seinem größten Widersacher Silvio Berlusconi. Auf Prodis Agenda für den G8-Gipfel stehen vor allem wirtschaftspolitische Forderungen wie die nach höheren Absätzen für italienische Herrenschuhe (15 cm).

Waldimir Putin

Der gelernte Damenschuhfachverkäufer aus Leidenschaft (Sibirien) geriet mit 17 in die Fänge des russischen Inlandsgeheimdienstes FDGB, wo er sich durch gutes Wissen in den Fächern Menschenkenntnis, Knochenbrechen und Spitzelunterwäsche rasch bis zum Abteilungsleiter für Auslandsoperationen ohne Betäubung hochschaffte. Nachdem er die 90er Jahre getarnt als Damenschuhfachverkäufer in der DDR verbracht hatte, wurde er per Volksabstimmung zum Bundeskanzler von Rußland ernannt. Seine Hobbys sind Lesen, Schreiben und Sicherheitspolitik, für die er sich beim G8-Gipfel möglicherweise engagieren will. Dem Vernehmen nach hat der ungewiefte Diplomat »wenig Böcke auf amerikanische Raketenabwehrscheiße« und sagt das auch, wenn er gefragt wird (z.B. vom Fernsehen).

 

Gärtner/Nagel

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick