Inhalt der Printausgabe
Die Versteigerung des Jahres
TITANIC rief – und alle-alle-alle kamen! Zur sensationellen Versteigerung des LeadAward 2007 in Bronze, des wertvollsten deutschen Printmedienpreises! Den hatte das beliebte Satiremagazin nur eine Woche zuvor für das »Cover des Jahres« eingeheimst und brachte ihn nun aus Bescheidenheit, Platzmangel und Geldgier gleich wieder unters Volk.
Mit dem Titel des letzten Oktoberheftes (»Kohls Mädchen packt aus«) hatte die Mannschaft um Chef-Blattmacher Thomas Gsella in einer Kategorie abgeräumt, in der traditionell nur die ganz Großen des deutschen Ma-gazin-journalismus mitspielen können. SZ-Magazin und Spiegel waren bei der Preisverleihung in den Hamburger Deichtorhallen lieblos mit den Awards in Gold und Silber abgefertigt worden. Beim Wettlauf um die begehrte Bronze gingen deshalb am Schluß nur noch echte Publikumslieblinge vom Schlage Stern und TITANIC durchs Ziel und nahmen die prächtige gerahmte Urkunde entgegen.
Und nun das Top-Mega-Event des Jahres, die Versteigerung! 1200 Schöne, Reiche und leider auch viele Journalisten hatten sich in den Frankfurter Fleischwursthallen versammelt. Um mitzubieten, mitzusteigern und die legendäre Auszeichnung gleich mit nach Hause zu nehmen. Wie groß die Enttäuschung, als klar wurde: Nur einer wird es schaffen. Der mit der unanfechtbarsten Qualität. Den besten Kontakten. Der meisten Kohle!
Und so glänzte, schimmerte und strahlte er den ganzen glamourösen Abend lang, der Printmedien-Oscar, und versetzte die illustre Gesellschaft in Hochspannung. Chefredakteur Gsella strahlte fast noch mehr: Alle wollten mal anfassen. Doch der Grandseigneur des Satire-gewerbes stellte klar: Anfassen nur, wenn auch der LeadAward mal in die Hand genommen wird. Für ein Foto. Für die Erinnerung. Für schnell gefüllte drei Seiten im nächsten Heft!
Bestseller-Autorin Ildikó von Kürthy, Starjournalist Moritz von Uslar, Bild-Vizechef Alfred Draxler – sie alle steigerten mit, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Irrwitzige Summen flogen durch die Luft; meist ging es dabei jedoch um was ganz anderes (Spesen, Dienstwagen, Mieteinnahmen). Abräumen konnte deshalb am Schluß eine krasse Außenseiterin. Für den Wahnsinnspreis von 890 Euro nahm eine anonyme Bieterin im Auftrag eines Berliner Investorenkonsortiums den LeadAward 2007 in Bronze entgegen.
Text: Mark-Stefan Tietze
Fotos: Hintner, Rürup, Tietze, Werner