Inhalt der Printausgabe

Steuerwahnsinn 2006

Der Bund der Steuerzahler informiert

Bogenlampen
Zu einer erklecklichen Verschwendung von mühsam verdientem Steuergeld kam es im Januar in der Verbandsgemeinde Prüm (Eifel), als an der Ortsdurchfahrt neue Bogenlampen aufgestellt wurden. Nicht bedacht wurde von den Verantwortlichen, daß die Bogenlampen die Straße so verengen, daß diese künftig weder von Bussen noch von Lastfahrzeugen passiert werden kann. Um die Verkehrsanbindung der Stadt trotzdem zu gewährleisten, wird jetzt ein Bahnhof mit Einkaufspassage und Musicalhalle gebaut (2,3 Mrd. Euro plus Schienen).

Ausschreitungen
Ein ausgesprochenes Herz für Kinder hatte der Magistrat der Stadt Hersbruck, als er zugunsten der stets hungrigen Kinder in Äthiopien auf dem Feuerwehrfest im Mai ein Bierwetttrinken veranstaltete. Der Ertrag aus Antrittsgeldern betrug 380 Euro, bei einem handfesten Streit um Platz drei allerdings kam es zu Sach- und Personenschäden in Höhe von 25000 Euro, die nun aus dem Steuersäckel beglichen werden müssen. Eine Stellungnahme des Magistrats blieb bis heute aus.

Steuerverschwendung, wohin das Auge blickt: ob in der Kantine der Stadtverwaltung von Hungen (Hessen) …

Wartehäuschen

Zu besonderen Gelegenheiten sollten sie rot, grün und gelb leuchten: vier Bushaltestellen in der Verbandsgemeinde Prüm (Eifel). Erst nach Investition von rd. 500000 Euro wurde in der Stadtverordnetenversammlung mal die Frage gestellt, welche besonderen Gelegenheiten es denn in Prüm überhaupt gibt – und welche Busse die Häuschen eigentlich ansteuern sollen (s.o.). Bei den anschließenden Auseinandersetzungen, in die auch die zufällig anwesende Reinemachefrau verwickelt wurde, entstand ein Brand- und Wasserschaden in Höhe von mehreren 10000 Euro.

Beton
Unglaublich, aber (trotzdem) wahr: Um ihr kulturelles Angebot zu erweitern, ließ die Stadt Iserlohn vor der Stadtbibliothek fünf Bänke aus besonders widerstandsfähigem Teakholz aufstellen, damit die »Leseratten« der Stadt Gelegenheit hätten, bei gutem Wetter unter freiem Himmel zu »schmökern«. Um aber unliebsame Gäste (Penner) fernzuhalten, installierten die Stadtgewaltigen Lautsprecher und beschallten die Anlage mit sog. »Progressive Rock«. Nach z.T. handgreiflich durchgeführten Protesten der Anwohner und nachdem sich auch kein Bücherfreund der seltsamen »Musik« aussetzen wollte, soll nun eine Lärmschutz-Betonmauer um die Bänke gezogen werden – macht noch mal 120 000 Euro, die, wie sich denken läßt, anderswo natürlich fehlen.

… dem Dienstbadezimmer des Stadtkämmerers von Schwabach (Mittelfranken) …

Parkplatz
Zu einem Faß ohne Boden entwickelt sich neuerdings die Verbandsgemeinde Prüm (Eifel). Wegen eklatanter Fehlplanung mußte der Bau des neuen Verwaltungshochhauses nach der Fertigstellung von 23 Stockwerken eingestellt werden: Ausgerechnet das Erdgeschoß und die zwei darüberliegenden Stockwerke fehlen nun, der Bau hängt im wahrsten Sinne des Wortes »in der Luft«. Das ärgert nicht nur die Prümer insgesamt, sondern gerade die, die von Anfang an dagegen gewesen waren, das Hochhaus von oben nach unten zu bauen. Nun soll das Gebäude in einen überdachten Busparkplatz umgewidmet werden. Unnötige und ärgerliche Zusatzkosten: 1200 Euro.

Esel
Was als Innovation gedacht war, endete für Magdeburg im Fiasko: Statt einfach teure Gärtner zu beschäftigen, entschied der Gartenbaudezernent, daß die städtischen Rasenflächen von Eseln abgeweidet werden sollten. Für ingesamt 5000 Euro wurden fünf Esel angeschafft, ein Eselstall wurde errichtet und ein Eselpfleger eingestellt. Problem: Wie sich herausstellte, fraßen die Grautiere nicht nur Disteln und Gras, sondern auch Büsche, Zierpflanzen, Jungbäume, Orchideen, Regenschirme von Passanten, Autoantennen und kleines Frühstück zu 7,80 Euro (ohne Getränke). Die Beseitigung der Esel (Schrot) kostet den geplagten Steuerzahler 850 Euro, der Imageschaden für die »Eselstadt Magdeburg« ist dagegen kaum zu beziffern.

Vernichtung
Abermals traurige Schlagzeilen aus der Verbandsgemeinde Prüm (Eifel): Die Stadtverwaltung hatte zu einem Tag der offenen Tür geladen, um für mehr Transparenz und Bürgernähe zu sorgen. Nicht gerechnet hatten die Verantwortlichen mit dem allgemeinen Volkszorn, der sich in erster Linie gegen die verschiedenfarbig blinkenden Bushaltestellen, die zu enge Ortsdurchfahrt, das unfertige Bürohochhaus und den Bahnhof mit Musicalhalle richtete: Bei den fast schon traditionellen Ausschreitungen wurde das Rathaus komplett vernichtet, so daß es jetzt für viel (Steuer-)Geld und aus Sicherheitsgründen außerhalb der berüchtigten Verbandsgemeinde, nämlich in Irrel, wieder aufgebaut werden soll.

… oder in der Magistratstoilette der VG Prüm (Eifel).

Gärtner/Nagel

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt