Heiß wie ein Vulkan:
Claudia Roth

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Es wäre ja auch eine echte Überraschung gewesen, wenn eine Beziehung, wie Claudia Roth sie sich vorstellt, bloß so heiß sein müßte wie ein Würstchen im Schlafrock. Nein, eine Beziehung, wie Claudia Roth sie sich vorstellt, muß mindestens so heiß sein wie ein Vulkan. Jetzt wissen wir's also. Wie wir seit dem Bunte-Interview auch wissen, welchen Friseursalon Claudia Roth besucht ("Ich gehe seit 20 Jahren zum Salon Ursula in Memmingen. Dort entstand auch der lila Schopf. Das war ganz schön mutig"), wieviele Schals sie besitzt ("Mindestens 50. Das ist ein Tick von mir"), ob sie eitel ist ("Nicht ganz uneitel. Ich bin eher gespalten, was mein Aussehen angeht") und ob sie ißt, was ihr schmeckt ("Ich esse, was mir schmeckt. Punkt!").
Es war doch eine schöne Zeit, als die Bundesrepublik noch von alten Herren regiert wurde, von deren Gespaltenheit und Schals und Eßgewohnheiten und vulkanischer Liebessehnsucht man rein gar nichts wußte, weil sie dergleichen nicht in Doofi-Zeitschriften ausplärrten. Wahrscheinlich war auch Konrad Adenauer eher gespalten, was sein Aussehen anging, aber wenn er Probleme damit hatte, dann behielt er sie für sich, so wie auch Helmut Schmidt, Franz Joseph Strauß und Herbert Wehner niemals verrieten, wie sie ihre Beziehungen hinkriegten oder wo sie sich die Haare machen ließen. Daß wir im 21. Jahrhundert auch mit solchen Informationen aus Politikerinnenmund bepestet werden, ist das bleibende Verdienst von Tanja May, Dr. Hubert Burda und Claudia Roth, die es sicherlich noch weit bringen wird, als Elder Stateswoman im bebenden Liebesvulkan der Heinrich-Böll-Stiftung von Saint-Tropez.
"Und dafür hatte sich Heinrich Böll 1983 in Mutlangen nackt ans Raketensilo gekettet?" fragt nun die nachgeborene, politisch mäßig interessierte Generation, der man erwidern muß: Jawohl. Genau dafür.

Gerhard Henschel



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