MAD wird 50 - na und?
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Neu war auch, daß im Heft Werbung erscheinen durfte. Auch wenn man sich beim Dino-Verlag bis heute weitgehend auf Werbung für Handyklingeltöne und Produkte aus dem eigenen Haus beschränkt, war dies ein Sakrileg, das in der amerikanischen Ausgabe selbst lange nach William Gaines' Tod im Jahre 1992 undenkbar gewesen wäre.
Aber nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich hat sich MAD in den vergangenen Jahren von einer "satirischen Unterhaltungszeitschrift" (so Sigrid Kelpe in einer Diplomarbeit von 1983) in ein Comic-Heft für eine deutlich jüngere Zielgruppe verwandelt, die deutsche Ausgabe noch mehr als die US-Version. Die Graphik steht im Vordergrund, der Text ist reduziert, aber seichter, und die Übersetzungen aus dem Amerikanischen sind grauenhaft. Von Selbstironie und gesellschaftskritischer Satire, die neben Parodien den sympathischen Charakter des Hefts ausgemacht haben, hat man sich beim Dino-Verlag schon früher verabschiedet als im Ursprungsland. Mit dem Versuch, postmoderne Medienfiguren wie Stefan Raab ("TV banal") oder Verona Feldbusch ("Verona quält") zu persiflieren und gleichzeitig von ihrer Popularität in der präpubertären Zielgruppe zu profitieren, übte man einen ranschmeißerischen Spagat, der naturgemäß mißlingen mußte.

Und so ist MAD heute, nach einem halben Jahrhundert, genau dort angelangt, wo einst alles begann: bei reinem Horror.

Christian Jöricke



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